Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berliner Bühnen

Verseuchtes Wasser in einem Kurbad. Ein Arzt, der das ändern und die Stadt gegen die Verursacher in Stellung bringen will. Der Stoff klingt aktuell und stammt doch aus dem 19. Jahrhundert: „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen. Thomas Ostermeier, der selbst einmal seinen Regiestil „kapitalistischen Realismus nannte“, hat die Geschichte des fanatischen Aufklärers nun inszeniert. Und sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie viel Wahrheit diese durchökonomisierte Gesellschaft überhaupt noch verträgt. Am Samstag steht die Berliner Premiere des von Florian Borchmeyers auf heutige Verhältnisse zugeschnittenen frühen Ökologiedramas an. Der frisch vom Deutschen Theater an die Schaubühne gewechselte Ingo Hülsmann spielt darin einen aasigen Stadtrat. In der Box des Deutschen Theaters inszeniert Brit Bartowiak Marianna Salzmanns-Kleistförderpreis-gekröntes Stück „Muttersprache Mameloschn“: Mameloschn, so wird das heute fast nur noch in Osteuropas jüdischen Communitys gesprochene Jiddisch genannt. Das Stück der 1985 in Moskau geborenen Dramatikerin untersucht durch drei Generationen hindurch die Frage, was es bedeutet, als Jüdin in (Ost-)Deutschland zu leben. Am Mittwoch würde der amerikanische Komponist John Cage 100 Jahre alt. Nachdem in der Akademie der Künste am Montag bereits Robert Wilson aus diesem Grund Cages „Lecture on Nothing“ performt hat, gibt es Mittwoch ab 18.00 Uhr passgenau zum Geburtstag dieses Ausnahmekünstlers dann die Uraufführung eines Klavierparticells von 1951 „Sixteen Dances“, das der deutsche Komponist Walter Zimmermann bei seinen Forschungen zu Cage kürzlich in New York entdeckte. Außerdem wird ein Buch mit poetischen Schlüsseltexten John Cages, „Empty Mind“, vorgestellt, das Zimmermann im Suhrkamp Verlag herausgegeben hat.

■ „Ein Volksfeind“: Schaubühne. Ab Sa. ■ „Muttersprache Mameloschn“: Box Deutsches Theater . Ab So.

■ „Sixteen Dances“: Akademie der Künste. Mi., 18 Uhr