Ein Mörder wird Volksheld

NATIONALISMUS Aserbaidschan bejubelt einen Soldaten, weil er einen Armenier mit einer Axt erschlagen hat. Viele fürchten, dass nun der Konflikt zwischen den beiden Staaten wieder hochkocht

BERLIN taz | Mit Blumen, Fernsehkameras und jubelnden Menschen wurde der Soldat Ramil Safarow am Wochenende auf dem Flughafen der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku empfangen. Safarow hatte im Jahr 2004 in Budapest den armenischen Leutnant Gurgen Margarian im Schlaf mit einer Axt ermordet. Margarian hatte zuvor auf einer aserbaidschanischen Fahne herumgetrampelt.

Für seine Tat saß Safarow seither in Ungarn im Gefängnis, er war dort zu lebenslanger Haft verurteilt. Vor der Auslieferung nach Aserbaidschan am vergangenen Freitag hatte die Regierung in Baku den Behörden Ungarns schriftlich versichert, die Freilassung eines zu lebenslanger Haft Verurteilten vor Ablauf von 25 Jahren käme nicht infrage. Stattdessen begnadigte Präsident Ilcham Alijew den Mörder und beförderte ihn zum Major. Safarow konnte vom Flughafen aus nach Hause fahren.

Armenien und Aserbaidschan sind seit Jahrzehnten wegen der umstrittenen Kaukasus-Provinz Berg-Karabach verfeindet. Internationale Beobachter fürchten, dass der schwelende Konflikt nun wieder eskalieren könnte.

In Armenien wurde der Umgang mit Safarow schockiert aufgenommen. Präsident Sersch Sargsjan kündigte den Abbruch der diplomatischen Beziehung zu Ungarn an: „Mit diesen Schritten haben die Regierungen Ungarns und Aserbaidschans der Wiederholung solcher Verbrechen alle Türen geöffnet.

Auch US-Präsident Barack Obama zeigte sich angesichts der Begnadigung „sehr beunruhigt“, so ein Sprecher des Weißen Hauses.

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