piwik no script img

das wetterDas Walross Daniela

Sie war gar nicht das Kaninchen, sie war auch nicht die rote Königin, auch wenn sie aufwendig „Kopf ab!“ auf ihren schimmelgrünblauen Pullover gehäkelt hatte, was eine Mischung aus Selbstaufforderung und Erinnerungsstütze gewesen war. Nein, sie hieß Daniela und war das Walross. Im Sommer lag sie oft auf einer ausgeblichenen Wiese hingestreckt, aus dem Blauzahnlautsprecher quoll italienische Softpornomusik aus den ­1970er Jahren, die sie sowohl anregend wie beruhigend fand. Sie las Hemingway, während Leute in Radtrikots näher kamen und sich entfernten, näher kamen und sich entfernten. Auch sie neigte zur Abwechslung: Abwechselnd sah sie in das Buch und auf ihr Handy, auf dem sie eine Bewegungsmelder-App geladen hatte, die meist erstaunlich ruhig blieb. Nach dem Nachhausegehen hinterließ sie einen Krater. Sie war das Walross.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen