das wetter: Das Walross Daniela
Sie war gar nicht das Kaninchen, sie war auch nicht die rote Königin, auch wenn sie aufwendig „Kopf ab!“ auf ihren schimmelgrünblauen Pullover gehäkelt hatte, was eine Mischung aus Selbstaufforderung und Erinnerungsstütze gewesen war. Nein, sie hieß Daniela und war das Walross. Im Sommer lag sie oft auf einer ausgeblichenen Wiese hingestreckt, aus dem Blauzahnlautsprecher quoll italienische Softpornomusik aus den 1970er Jahren, die sie sowohl anregend wie beruhigend fand. Sie las Hemingway, während Leute in Radtrikots näher kamen und sich entfernten, näher kamen und sich entfernten. Auch sie neigte zur Abwechslung: Abwechselnd sah sie in das Buch und auf ihr Handy, auf dem sie eine Bewegungsmelder-App geladen hatte, die meist erstaunlich ruhig blieb. Nach dem Nachhausegehen hinterließ sie einen Krater. Sie war das Walross.
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