KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER LERNENTWICKLUNGSGESPRÄCHE
: Sparen an der falschen Stelle

Aufgabenkritik ist gut, aber der Schulsenator spart an der falschen Stelle. Es gibt Kinder, die werden von Fachlehrern unterrichtet und benotet, die nicht mal ihre Namen kennen. Lernentwicklungsgespräche zwingen die Lehrer, das einzelne Kind wahrzunehmen. Und sie binden auch zurückhaltende Eltern ein.

Ohne diese Lernentwicklungsgespräche wird der Schulbetrieb auch funktionieren. Aber er rückt von dem Ziel ab, das einzelne Kind bestmöglich in seinen Talenten zu fördern. Der Schulsenator nutzt die Gelegenheit, um wieder mal kräftig die grüne Farbe seiner Amtsvorgängerin Christa Goetsch wegzuwischen.

Das ganze Vorhaben ist zu kurz gedacht, denn ein guter Austausch zwischen Eltern, Kindern und Lehrern kann viel Zeit sparen. Zeit der Eltern zum Beispiel, die zu Hause verzweifelt mit dem Kind üben und nicht wissen, was die Schule eigentlich will.

Die Gespräche sind wichtiger Teil einer neuen Lernkultur, bei der Kinder nicht nur Objekte einer Lehrerbeurteilung sind, sondern Subjekte ihres eigenen Lernprozesses. Ganz sicher brauchen Lehrer dafür Zeit. Gewiss sind diese Gespräche manchem Lehrer auch lästig. Eine Auswertung der negativen oder positiven Effekte aber gibt es nicht: der Senator entscheidet mal wieder rein aus dem Bauch heraus.