wie machen sie das?
: Die
Artistin

Silke Sollfrank, 22, hat in München Sportwissenschaften studiert und ist professionelle Parkoursportlerin. Sie tritt im Fernsehen auf, reist um die Welt und besucht Parkour-Jams.

taz am wochenende: Frau Sollfrank, Sie machen Saltos dort, wo andere entspannt sitzen. Wie machen Sie das?

Silke Sollfrank: Hinter Sprüngen und Saltos auf Dingen, die andere nur als Sitzgelegenheit benutzen, steckt viel Training, vor allem aber Spaß. Es erfordert Kreativität und ist das, was ich super gerne mache.

Was macht man eigentlich beim Parkour?

Ursprünglich ging es darum, effizient von A nach B zu kommen. Für mich ist der Sport eine Art, den Körper so zu bewegen, wie man gerade lustig ist: Saltos, Hindernisse überwinden, springen, an Stangen schwingen, balancieren. Alle möglichen Gegenstände sind für uns Sportgeräte.

Ist das eigentlich illegal?

Auf keinen Fall. Parkour wird gefördert, auch Turn- und Sportvereine bieten mittlerweile Kurse an. Es kann vorkommen, dass wir auf einem Privatgrundstück trainieren und das manchmal gar nicht merken. Wenn wir dann weggeschickt werden, erklären wir, dass wir nichts kaputt machen wollen. Das Verletzungsrisiko ist übrigens nicht höher als im Fußball.

Parkour steht für Freiheit. Wieso möchten Sie in Zukunft trotzdem an Wettkämpfen teilnehmen?

Als ich früher turnte, hat mich gestört, dass ich immer auf Wettbewerbe hin trainieren musste. Beim Parkour habe ich die freie Wahl. Außerdem laufen Wettbewerbe beim Parkour ganz anders ab als im Turnen: viel lockerer, es gibt nicht so strikte Regeln und du bist freier in deiner Bewegung.

Ist Parkour heute noch Teil der Subkultur oder gehört der Sport längst zum Mainstream?

Parkour wird immer bekannter, immer mehr Menschen springen draußen auf Mauern herum. Ich finde das gut, denn jeder kann bei null anfangen. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen davon erfahren, vor allem Frauen.

Frauen sind noch immer unterrepräsentiert in der Szene. War es für Sie schwierig, dort Fuß zu fassen?

Nein, überhaupt nicht. Die Leute in der Community sind offen und sozial. Alle, die Spaß an der Bewegung haben, sind willkommen. Warum es so wenige Frauen gibt, verstehe ich nicht. Vielleicht haben sie zu viel Angst, obwohl niemand den anderen zu etwas zwingt.

An welche Tricks können sich Parkour-Laien wagen?

Am Anfang empfehle ich Sprünge auf Bordsteine, damit man sich daran gewöhnt, wie sich eine Kante anfühlt. Es gibt auch viele Senioren, die in Parkour reinschnuppern. In London habe ich eine Dame getroffen, die sechzig Jahre alt war und herausfinden wollte, wie sie am besten über eine Mauer kommt.

Interview: Simon Schwarz