Frohen Mutes in die Krise

Hamburgs Hafen wächst erstmals seit Jahren wieder und glaubt, das gehe jetzt ewig so weiter

Deutschland steht vor einer Rezession. Aber der Hafen glaubt an den Segen der Elbvertiefung

Von Sven-Michael Veit

Axel Mattern und Ingo Egloff sind unverdrossen optimistisch. Für die zweite Jahreshälfte 2019 erwarten die beiden Vorstände von Hafen Hamburg Marketing (HHM) ein Gesamtwachstum im Seegüterumschlag um die vier Prozent und beim Containerumschlag ein Plus von fünf bis sechs Prozent. Das verkündeten sie am Donnerstag frohgemut bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz.

Zwar gebe es „schwer abzuschätzende Auswirkungen auf den Welthandel“ wegen der laufenden Handels- und Währungsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Auch der drohende Ausfall des drittgrößten Welthafens Hongkong wegen der Proteste gegen die dortige chinesische Marionettenregierung gefährde den Welthandel .

Dann kommt auch noch der Brexit, und in Deutschland kühlt die Konjunktur ohnehin ab. Das zweite Quartal war mit einem Minus von 0,1 Prozent beim Wirtschaftswachstum das erste seit Jahren mit einem Rückgang, Experten erwarten das gleiche Ergebnis für das laufende Quartal: Exportweltmeister Deutschland steht vor einer Rezession.

Doch Mattern und Egloff ficht die Aussicht auf die nächste Wirtschaftskrise nicht an. Denn im ersten Halbjahr wuchs der Hafen nach zehn Jahren der Stagnation wieder. Der Gesamtumschlag erhöhte sich gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 4,1 Prozent auf 69,4 Millionen Tonnen, rechnet HHM vor. Noch stärker legte der Containerumschlag zu, der Sektor mit der höchsten Wertschöpfung. Er stieg um 7,5 Prozent auf 4,7 Millionen Standardcontainer (TEU).

Damit konnte Hamburg erstmals seit Jahren seine Marktanteile unter den großen Häfen Nordwesteuropas etwas steigern. Davor war der Hafen gegenüber den Marktführern Rotterdam und Antwerpen stetig zurückgefallen.

Das Wachstum ist vor allem auf vier neue Liniendienste zurückzuführen, die Hamburg mit Häfen in Kanada, den USA und Mexiko verbinden. Das ist eine langfristige Konsequenz aus der Fusion der Hamburger Stadtstaatsreederei Hapag-Lloyd mit der chilenischen CSAV im Jahr 2015. CSAV hat als führende Frachtreederei Lateinamerikas die Position von Hapag-Lloyd auf den Atlantik-Routen erheblich gestärkt.

Und zweitens glaubt die Hafenwirtschaft an die Elbvertiefung. Die Bauarbeiten für das 800-Millionen-Euro-Projekt haben zwar gerade erst begonnen und werden erst in gut zwei Jahren beendet sein, aber das Vorhaben werde segensreich sein, verspricht Mattern in schönster Managerlyrik: „Hamburg macht im Verkehr auf der Elbe Boden gut.“