Alle lieben Georg Kreß

Wuppertal gewinnt 2:1 in Wattenscheid. Duell zweier Teams, die spielerisch und biographisch vieles verbindet

WATTENSCHEID taz ■ Wenn Fußballspiele zu Huldigungsfeierlichkeiten für Trainer umfunktioniert werden, ist das immer ein wenig peinlich. Als Wattenscheid am Wochenende in der Regionalliga auf den Wuppertaler SV traf, war SG-Übungsleiter Georg Kreß das Objekt der Zuneigung. Kreß war zuvor Trainer in Wuppertal gewesen; mit dem WSV feierte er Aufstiege und Tabellenführungen und ist den blau-roten Fans deshalb noch in guter Erinnerung. Und auch die Wattenscheider Anhänger mögen den Coach. Vor Spielbeginn entrollten sie ein Transparent („Willkommen in Georgs Königreich“), während die rund 1.500 mitgereisten bergischen Supporter Kreß mit Sprechchören feierten. Doch die Sympathiebekundungen brachten dem 42-Jährigen kein Glück: Sein Team unterlag mit 1:2.

„Ich hätte heute gerne nicht verloren“, gab Kreß nach Spielende zu. Zu tief sitzt bei ihm wohl noch die Trennung vom WSV im Sommer 2004. Damals geriet Kreß mit Vereinsboss Friedhelm Runge aneinander. Die Herren reden bis heute nicht miteinander. Nicht nur Kreß ist eng mit beiden Clubs verbunden. Auch zahlreiche Akteure auf dem Feld waren für Wattenscheid und Wuppertal aktiv. Mit Mike Terranova, Artur Malik und Karsten Baumann spielen drei Ex-Wuppertaler für die Bochumer Vorstädter. Beim WSV bringen Torwart Christian Maly und Verteidiger Michael Stuckmann Wattenscheid-Erfahrung mit.

Wie verwandt wirkten auch die Spielweisen beider Teams. WSV und SGW sind zwei clevere, konterstarke Mannschaften, die kein Problem damit haben, sich mitunter längere Zeit vor dem eigenen 16-Meter-Raum zu verbarrikadieren. Im Trainer-Sprech des unterklassigen Fußballs sagt man dann gerne: „Die stehen kompakt und haben eine reife Spielanlage.“ Als Wattenscheid, das nach dem Führungstreffer des Ex-Düsseldorfers Gustav Policella noch vor der Pause durch Lars Toborg ausgeglichen hatte, in der zweiten Hälfte auf den Sieg drängte, antworteten die Gäste mit einem schnellen Tempo-Gegenzug. Der spielstarke Markus Bayertz bediente den kreuzenden Stürmer Tibor Tokody. Dessen Flachschuss aus 12 Metern passte genau ins rechte untere Toreck der Wattenscheider. Während die Heimelf in der Folgezeit mehrmals am starken WSV-Torwart Maly scheiterte, vergab Wuppertal allerbeste Chancen zum 3:1.

Die beiden Ex-Bundesligisten gehören gewiss nicht zu den Spitzenclub in der 3. Liga, doch nach vier Spieltagen hat man sich immerhin im Mittelfeld der Liga eingeordnet. Am kommenden Wochenende stehen dann für beide Vereine Festtage an: im Pokal. Wattenscheid darf gegen Bremen ran. Wuppertal erwartet 1860 München. M. TEIGELER