Afrikas „Elephant“ beißt Ruhrpott-Zebras

Der MSV Duisburg erzielt auf dem Betzenberg drei Tore und fährt ohne Punkte nach Hause. Meiderichs Trainer Norbert Meier attestiert seiner Elf nach dem 3:5 in Lautern eine „gute Moral“, bemängelt aber eine gewisse Schläfrigkeit

KAISERSLAUTERN taz ■ Norbert Meier, Trainer des MSV Duisburg, ist um eine Erkenntnis reicher. Sein Team, souveräner Aufsteiger in die Bundesliga, ist augenscheinlich noch nicht in der neuen Spielklasse angekommen. Statt dessen agierte die Mannschaft aus dem Ruhrgebiet, als ginge es gegen LR Ahlen und nicht im Fritz-Walter-Stadion gegen den 1. FC Kaiserslautern. Keine zwei Minuten waren vergangen, da führte die Mannschaft von Trainer Michael Henke bei dessen Heimdebüt mit 1:0. Halil Altintop hatte den Ball im Fünfmeterraum angenommen und erzielte wie in einem Trainingskick ganz locker das erste Heimtor der Lauterer in dieser Saison.

Dass die Lauterer bis zur Pause nicht uneinholbar davon zogen, verdankten die Zebras deren Unvermögen im Angriff und dem Leichtsinn in ihrer Abwehrreihe. So war es Uwe Möhrle, der an diesem Nachmittag zum Helden der Meidericher hätte werden können, wären doch seine Mitspieler etwas konzentrierter ihrer Arbeit nachgegangen. Möhrles 1:1 in der 21. Minute folgte sechs Minuten später ein Kunstschuss von Hervé Lembi, der Duisburgs Torhüter Georg Koch zum 2:1 überwand, was diesen mächtig wurmte. Überhaupt erlebte der bundesligaerfahrene Keeper, der auch drei Jahre lang das Gehäuse des 1.FC Kaiserslautern gehütet hat, einen permanenten Stimmungsmix – zwischen Wundern, Ärgern und schierer Verzweiflung

„Wir haben als Mannschaft versagt und Georg Koch im Stich gelassen“, brachte es der unter seiner Form spielende MSV-Angreifer Abdelaziz Ahanfouf auf den Punkt. Als es dann nach einer knappen Stunde 3:1 für die Roten Teufel stand, da lief Koch ratlos und schier resignierend in sein Tor und bugsierte das Leder nach vorne zum Anstoß. Der MSV lief in dieser Phase Gefahr einzubrechen, erwehrte sich aber erfolgreich weiterer Angriffe des Gegners.

Und wundersamer Weise verspielten die Lauterer ihren scheinbar so sicheren Vorsprung innerhalb von nur drei Minuten. Erst gelang erneut Möhrle der Anschlusstreffer in der 63. Minute, und dann bediente der eingewechselte Mike Rietpietsch den besser postierten Ahanfouf, der FCK-Torhüter Jürgen Macho keine Chance ließ – 3:3. „Wenn man als Aufsteiger auswärts drei Tore erzielt, müsste dies für ein positives Ergebnis reichen“, haderte Trainer Meier nach dem Spiel mit den Fehlern seiner Mannschaft, die schließlich mit 3:5 verlor. Worüber vor allem Ahanfouf sauer war, der monierte, nach seinem Ausgleichstor hätte nicht direkt wieder das 4:3 für den 1.FCK fallen dürfen: „Die Mannschaft als ganzes hat hier geschlafen.“ Es war Boubacar Sanogo, Bundesliga-Debütant und Nationalspieler der „Elephants“ von der Elfenbeinküste, der zuerst die Latte traf und dann den zurück prallenden Ball mit Wucht in Kochs Tor unterbrachte. Als in der 80. Minute Altintop sein drittes Tor gelang, war die „gute Moral“, die Meier seinen Spielern attestierte, gänzlich im Eimer. Außer einem Verzweiflungsschuss von Gorica Grlic in der 90. Minute zeigte der MSV nun keine Gegenwehr mehr in einem Spiel zweier Mannschaften, für die es in dieser Saison darum gehen wird, möglichst schnell auf 40 Punkte zu kommen, um dem Bundesliga-Abstieg zu entgehen.

Aber während die abstiegskampferfahrenen Lauterer den Eindruck hinterließen, dies und vielleicht auch etwas mehr schaffen zu können, gab der Auftritt des MSV zu Besorgnis Anlass. Es ist viel zu tun rund um das neue, moderne Wedaustadion, damit der Weg der Zebras nicht schnurstracks wieder zurück ins Unterhaus führt.

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