AKW am Netz gelassen

Weser zu warm: Eigentlich sollte das Kraftwerk Grohnde abgeschaltet werden – wurde es aber offenbar nicht

Dass das Ministerium sich Tage lang nicht äußerte, nennen Umweltschützer „bedauerlich“

Umweltaktivist*innen kritisieren, dass das Atomkraftwerk Grohnde trotz entsprechender Ankündigung nicht übers Wochenende abgeschaltet worden ist. Zwar hatten der AKW-Betreiber Preussen Elektra und das niedersächsische Umweltministerium diesen Schritt unter Hinweis auf hohe Wassertemperaturen in der Weser angekündigt. Aber es sei am Donnerstag und Freitag nichts geschehen, bemängelte am Samstag dann der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).

Auch auf Nachfragen habe das Ministerium in Hannover nicht reagiert, so Udo Buchholz vom BBU-Vorstand. „Dabei wäre es Aufgabe des Ministeriums, das die Aufsichtsbehörde für das AKW Grohnde darstellt, die Vorgänge beim AKW gerade bei der heißen Witterung zu prüfen und die Bevölkerung umfassend zu informieren.“ Bucholz warnte vor Zahlenspielereien, wenn es um die Sicherheit solcher Kraftwerke gehe: „Wenn das Weserwasser in den kritischen Temperaturbereich kommt, sollte das AKW auf jeden Fall vorsorglich abgeschaltet werden.“ Dass das Umweltministerium sich über Tage nicht zu dem Thema geäußert habe, nannte er „mehr als bedauerlich“.

Grundsätzlich fordert der BBU, das AKW Grohnde sofort abzuschalten und endgültig stillzulegen. Seit der Inbetriebnahme habe es dort 262 meldepflichtige Ereignisse gegeben; der „kommerzielle Leistungsbetrieb“ laut Atomgesetz begann im Februar 1985.

Für das AKW Emsland sei bisher eine Abschaltung aus Witterungsgründen erwogen worden. Der BBU fordet auch für diesen Meiler das Aus: Mehr als 350 Organisationen hätten mit der „Lingen-Resolution“ die sofortige Stilllegung des Kraftwerks und der benachbarten Brennelementefabrik gefordert. (epd/taz)