Wahlparty mit tödlichem Ausgang

KANADA Separatisten gewinnen Wahl in der Provinz Québec, doch bei der Wahlparty kommt es zur Schießerei mit einem Toten. Die Motive des festgenommenen Angreifers sind derzeit noch unklar

MONTRÉAL/NEW YORK dpa | Eine tödliche Schießerei hat die Feier der Separatisten nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl in Kanadas französischsprachiger Provinz Québec überschattet. Während der Dankesrede von Spitzenkandidatin Pauline Marois, 63, in einer Konzerthalle in Montréal erschoss ein Mann einen der Anwesenden, wie die Polizei am späten Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte. Ein zweiter Mensch wurde durch Schüsse schwer verletzt. Der etwa 50 Jahre alte Täter legte zudem am Hintereingang Feuer, ehe er draußen gefasst werden konnte. „Die Englischsprachigen erwachen!“, schrie er bei seiner Festnahme in schlechtem Französisch. Das Motiv ist unklar.

Marois, die voraussichtlich die erste Premierministerin in der Geschichte der Provinz wird, blieb unverletzt. Ihre Leibwächter zogen sie von der Bühne. „Wir wollen ein eigenes Land und werden es auch bekommen“, hatte sie kurz zuvor gesagt. Später trat sie erneut ans Mikrofon und bat ihre Anhänger, das Gebäude zu verlassen. „Ich würde lügen, wenn ich zu 100 Prozent behauptete, dass sie und die anderen Menschen drinnen nicht in Gefahr waren“, sagte ein Polizeioffizier. Der Schuss sei jedoch im hinteren Teil des Gebäudes gefallen. Der TV-Sender CBC berichtete hingegen, dass die Hintertür, durch die der Schütze gekommen sei, etwa sechs Meter von der Rednertribüne entfernt war.

Ob die Tat einen politischen Hintergrund hat, ist bislang nicht bekannt. „Wir wissen nicht, was dahinter steckt“, sagte der Polizeioffizier. Zunächst gehe es um ein Tötungsdelikt. Noch sei der Täter nicht befragt worden. Laut CBC trug er eine Sturmmaske und hatte anscheinend ein Sturmgewehr bei sich. Einen politisch motivierten Mord hatte es in Québec zuletzt vor 42 Jahren gegeben: 1970 wurde Arbeitsminister Pierre Laporte von einer radikalen Separatistengruppe getötet.

Marois’ separatistische Parti Québécois (PQ) tritt für die weitgehende Unabhängigkeit Québecs vom übrigen, englischsprachigen Kanada ein. Québec, fast dreimal so groß wie Frankreich, ist die einzige der zehn Provinzen, in der nicht Englisch die Hauptsprache ist.

Bei der Wahl am Dienstag war die Parti Québécois mit 54 Sitzen zur stärksten Kraft aufgestiegen, verpasste aber die absolute Mehrheit im Parlament um 9 Mandate. Marois will nun eine Minderheitsregierung bilden. Auf Platz zwei kamen nach Angaben der Wahlkommission die bisher regierenden Liberalen mit 50 Sitzen.