Sonnige Zeiten am Rothenbaum

Das Hamburger Tennis-Turnier feiert mit neuer Tunierleitung ein überzeugendes Comeback. Lokalmatador Alexander Zverev scheitert im Halbfinale, Vorjahressieger Nikolos Bassilaschwili gewinnt erneut

Von Alina Goldapp

Am Ende stand ein optimistischer Blick nach vorn. „Wir werden das Turnier weiterentwickeln“, versprach die neue Tunierdirektorin Sandra Reichel, und gab sich „überwältigt“ vom Zuspruch der rund 60.000 ZuschauerInnen, die in der vergangenen Woche das 113. Tennistunier am Rothenbaum besucht hatten. Gutes Wetter, begeisterte Zuschauer, neue Sponsoren: Der Niedergang der Traditionsveranstaltung, die in den vergangenen Jahren finanziell heftig ins Schlingern gekommen war, scheint erst mal gestoppt – die endgültige Abrechnung steht allerdings noch aus.

Um das erstmals 1892 ausgetragene Tunier gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Diskussionen gepaart mit dem Vorwurf, die Stadt Hamburg würde sich zu wenig engagieren. Der Neustart bei den „Hamburg European Open“ sollte nun durch neue Gesichter erfolgen: Die Österreicherin Sandra Reichel (48) und ihr Vater Peter-Michael Reichel (66), die bislang hauptsächlich Damenturniere veranstaltet hatten, lösten den bis dahin amtierenden Turnierdirektor und ehemaligen Wimledon-Sieger Michael Stich ab. Das Aus für Stich nach zehn Jahren hatte der Deutsche Tennisbund als Lizenzgeber bereits im vergangenen Jahr bekannt gegeben.

Vater und Tochter Reichel konnten einige große Namen nach Hamburg locken. Der 2008 verlorene lukrative Status eines Master-Tuniers hinderte die Top-Ten-Spieler Dominic Thiem, Alexander Zverev und Fabio Fognini nicht daran, Hamburg ihre Visite abzustatten. Sie machten das Teilnehmerfeld zum am besten besetzten der vergangenen zwölf Jahre. Insgesamt erwartete die Spieler ein Preisgeld von gut 1,8 Millionen Dollar.

Auch das neue 2,5 Millionen Euro teure Regendach über dem Center Court ist neu. Das bewegliche Membran-Dach löst die 22 Jahre alte Überdachung ab und soll dem Hamburger „Schietwetter“ trotzen. Was in diesem Jahr nicht vonnöten war. Bei sonnigem Wetter und bis zu 36 Grad konnten die Besucher nicht nur die Matches, sondern auch die weiteren Aktivitäten auf der Anlage erleben.

Diese waren vor allem auf Familien und Kindern ausgelegt. Es gab sowohl Schnupperkurse auf dem Kids Court als auch Autogrammstunden. Judy Murray, die Mutter von Tennisprofi Andy Murray, warb vor Ort für die „Judy Murray Foundation“, die Tennis für jeden und überall zugänglich machen will.

Die BesucherInnen erfreuten sich in diesem Jahr an Publikumsliebling Alexander Sascha Zverev. In den vergangenen beiden Jahren war der Lokalmatador nicht am Rothenbaum angetreten. Zverev, der hinter Thiem auf Platz zwei der Setzliste antrat, hatte bis zum Viertelfinale keine große Mühe und siegte jeweils in zwei Sätzen. Gegen den Serben Filip Krajinovićschien er bei einem Stand von 2:6, 2:5 schon geschlagen, drehte das Spiel allerdings und erreichte mit einem Entstand von 2:6, 7:5, 6:2 das Halbfinale.

Dann war für Zverev allerdings Schluss. Nachdem er im dritten Satz zwei Matchbälle vergab, musste er sich dem Vorjahressieger Nikolos Bassilaschwili (27) geschlagen geben. Der Georgier gewann anschließend das Tunier zum zweiten Mal in Folge, bezwang im Endspiel am Sonntag den Russen Andrej Rubljow mit 7:5, 4:6 und 6:3.