Bremen bleibt armer Spitzenreiter

Neue Zahlen, alte Erkenntnisse: Nirgends in Deutschland sind so viele Menschen von Armut bedroht wie in Bremen. Rot-Grün-Rot will sich nun besonders um die gefährdetste Gruppe kümmern – Alleinerziehende

„Die Armuts-

belastung Bremens ist über Jahrzehnte gewachsen“

Anja Stahmann (Grüne), Sozialsenatorin

Im Bremen sind laut Statistischem Bundesamt im Ländervergleich die meisten Menschen von Armut bedroht. Die sogenannte Armutsgefährdungsquote lag hier im vergangenen Jahr bei 22,7 Prozent, teilte das Amt am Donnerstag mit. Der Bundesdurchschnitt lag bei 15,5 Prozent.

Bremen hatte 2017 mit 23 Prozent zwar eine höhere Armutsgefährdungsquote als 2018, allerdings lag auch der Bundesdurchschnitt mit 15,8 Prozent höher als 2018. Im Verhältnis zu den anderen Bundesländern hat sich also nichts geändert.

„Die Armutsbelastung Bremens ist über Jahrzehnte gewachsen und bestätigt sich in Vergleichen immer wieder“, sagte dazu Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Das hohe Armutsrisiko sei vor allem durch die schwierige Lage am Arbeitsmarkt und die hohe Langzeitarbeitslosigkeit bedingt.

Bremen habe eine hohe Arbeitslosigkeit, viele Beschäftigte in Zeitarbeit, geringfügiger Beschäftigung und – mit einem der höchsten Anteile an Alleinerziehenden – in Teilzeitbeschäftigungen, sagte Stahmann. „Das hat zu einem hohen Sockel an Langzeitarbeitslosen geführt, der schwer abzubauen ist.“

Stahmann verwies auch darauf, dass Bremen unter den Ländern die bundesweit höchste Einpendlerquote hat. Als sehr kleiner Stadtstaat stehe Bremen vor der besonderen Herausforderung, gut verdienende Beschäftigte nicht in die verkehrstechnisch sehr gut angebundenen niedersächsischen Umlandgemeinden abwandern zu lassen, die dort günstiger zu einer eigenen Immobilie mit Garten kämen.

Die neue rot-grün-rote Landesregierung in Bremen werde sich nach Worten Stahmanns verstärkt der Situation von Alleinerziehenden zuwenden. Viele von ihnen hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung und seien daher kaum auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar.

Als armutsgefährdet gilt, wer ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 60 Prozent des regionalen Durchschnitts der Bevölkerung hat. Alleinerziehende und ihre Kinder weisen das höchste Armutsrisiko auf. 2018 waren laut Statistischem Bundesamt 40,4 Prozent der Personen in Alleinerziehenden-Haushalten im früheren Bundesgebiet und 44,5 Prozent in den neuen Ländern armutsgefährdet. (epd/dpa/taz)