Brandsatz gegen internationales Camp

Polizei verhindert Anschlag auf ein Vorbereitungszeltlager für den Kölner Weltjugendtag in Thüringen. Drei Jugendliche festgenommen. Ermittler gehen von fremdenfeindlichem Hintergrund aus. Im Camp leben 2.000 Menschen aus 20 Nationen

AUS DRESDEN MICHAEL BARTSCH

Im thüringischen Volkenroda bei Mühlhausen hat die Polizei einen Brandanschlag auf ein internationales Vorbereitungscamp für den am Dienstag beginnenden katholischen Weltjugendtag in Köln verhindert. Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.

Nach Angaben der Polizeidirektion Nordhausen hatten drei vermummte Männer im Alter von 15, 18 und 21 Jahren am Freitagmorgen gegen drei Uhr zunächst im Lager randaliert. Ein Zelt wurde beschädigt. Dabei fiel auch ein Schuss aus einem Luftgewehr. Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr und eines privaten Sicherheitsdienstes bemerkten das Trio, das aber zunächst unerkannt entkommen konnte. In einer Wohnung füllten die drei dann eine Weinflasche mit einer nach Benzin riechenden Flüssigkeit. Diese sollte nach Aussage des jüngsten Tatverdächtigen in einem Zelt ausgekippt und angezündet werden. Die alarmierte Polizei konnte die Jugendlichen noch in ihrem Auto stoppen und vorläufig festnehmen.

In diesem Fahrzeug fanden die Polizisten die benutzten Sturmhauben und eine Reichskriegsflagge. Ein Mitarbeiter der Polizeidirektion Nordhausen sagte der taz, die drei Jugendlichen gehörten jedoch nicht der organisierten rechten Szene an. Sie seien Freunde, hätten den Anschlag aber vermutlich nicht geplant. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Fahrens unter Alkoholeinfluss. Alle drei Tatverdächtigen waren bei ihrer Festnahme alkoholisiert. Einer von ihnen ist der Polizei bereits wegen früherer Drogendelikte bekannt.

Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen beantragte umgehend Haftbefehl. Die drei Jugendlichen wurden am Samstag auch dem Haftrichter vorgeführt. Der Richter erließ zwar Haftbefehle, setzte sie aber unter Auflagen vorläufig außer Vollzug. Die Tatverdächtigen müssen sich mehrmals in der Woche bei der Polizei melden.

In dem Zeltlager leben derzeit etwa 2.000 Menschen aus 20 Nationen. Eingerichtet hat das Lager die aus Frankreich stammende Glaubensgemeinschaft Chemin Neuf. Die Verantwortlichen des Weltjugendtages in Köln reagierten „mit großer Betroffenheit“ auf den versuchten Anschlag. Dies gelte auch für die Jugendlichen, die schon in Köln seien, sagte der Generalsekretär des Weltjugendtags, Heiner Koch. „Wir sind dankbar, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind.“

Es werde alles getan, so Koch weiter, um eine möglichst große Sicherheit für den Weltjugendtag in der nächsten Woche zu erreichen. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hatte mit Blick auf den bevorstehenden Papstbesuch dessen vollständige Abschirmung bereits abgelehnt, allerdings nach Einschätzung der Gefahr eines islamistischen Anschlags.

Peter Weidemann, Pressesprecher des Bistums Erfurt, verurteilte den Anschlag, der „große Bestürzung“ ausgelöst habe. Das Ziel könnte nicht zufällig gewählt worden sein. In der Klosteranlage Volkenroda seien Menschen aus vielen Ländern der Erde zusammengekommen. „Die Tat wirft einen Schatten auf den Weltjugendtag, wird aber weder die Tage der Begegnung in Thüringen noch den Weltjugendtag in Köln verdunkeln oder gar verhindern“, erklärte Weidemann.

Die Thüringer PDS-Landtagsfraktion forderte die CDU-Landesregierung auf, als Konsequenz aus dem Vorfall endlich ein Landesprogramm gegen Rechtsextremismus aufzulegen. Gegen Rechtsextremismus und Rassismus aktive Einrichtungen in Thüringen müssten unterstützt werden.