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HAMBURGER SZENE VON FRANK BERNO TIMMDer Herbst ist eingeläutet

Klingelt das wirklich? Ich schaue auf die Uhr, es ist viertel vor Drei. „Hallo???“ Die Sprechanlage bleibt still. Soll ich um die Zeit die Wohnungstür öffnen und nachsehen? Auf dem Laubengang ist kein Mensch. Also wieder ins Bett, weiterschlafen. Die Anlage, sie hat einen impertinenten, unverstellbaren Trillerton, schlägt noch einmal an. Dasselbe Spiel: Niemand antwortet, keiner draußen.

Mein Fenster ist gekippt. Der Nachtwind singt sein Lied, klagend pfeift es um das Haus, die Stadt grummelt ihren unaufhörlichen Autolärm zwischen die Strophen der Brisen. Wer könnte Grund haben, mich nachts aus den Federn zu holen? Allzu viele kommen dafür nicht infrage. Tagsüber treiben sich immer wieder impertinente Vertreter hier herum. Quält da einen sein schlechtes Gewissen? Ich grübele ich vor mich hin, wen da der Teufel reitet, zu nachtschlafender Zeit kindische Klingelstreiche zu veranstalten. Das Rätsel bleibt unlösbar, irgendwann holen mich die Träume wieder ein.

„Der Sommer ist vorbei“, sagt die Nachbarin am nächsten Morgen. Das ist es: Das nächtliche Aufwachintermezzo mit seiner merkwürdigen, grauen Stimmung war das erste Kapitel des Herbstes. Die Klingel habe ich abgestellt.

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