Das kommt auch: Baggernei in der Elbe
Nun soll es aber wirklich losgehen: Am Dienstag beginnt die Buddelei zur Vertiefung der Unterelbe. Da kommt sogar der bayerische Verkehrs-Andi in den Norden, um Bötchen zu fahren. Um 13 Uhr starten Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Hamburgs Wirtschafts- und Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) in Wedel zu einer kleinen Spritztour auf dem Fluss.
Was sagen wollen sie auch – zum Beispiel, dass die Elbvertiefung jetzt besonders wichtig ist, wo doch immer weniger Container nach Hamburg geschippert werden. Und dass die Klagerechte der Umweltverbände gehörig eingeschränkt werden sollten, nachdem die Fortschrittsverhinderer von BUND, Nabu und WWF mit ihren Öko-Kritteleien die Ausbaggerung der Elbe doch um viele Jahre verzögert hätten.
Aber jetzt geht es wirklich los. Der Fluss, der offiziell eine Bundeswasserstraße ist, soll auf 120 Kilometer Länge zwischen der Nordsee und dem Hamburger Hafen auf 19 Meter unter Normalnull (NN) vertieft werden. Dann können große Containerschiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Meter unabhängig von der Flut und mit einem Tiefgang von bis zu 14,50 Meter auf der Flutwelle den Hafen erreichen und verlassen. Zudem sollen sich die Schiffe durch den Bau einer kilometerlangen sogenannten Begegnungsbox bei Wedel beim Ein- und Auslaufen besser passieren können.
Es ist die neunte Elbvertiefung: Zwischen 1818 und 1825 erfolgte die erste auf 5,4 Meter unter NN. Die achte Fahrrinnenanpassung, wie das Projekt offiziell heißt, geschah 1999. Die Baukosten für die nun neunte Vertiefung von mehr als 600 Millionen Euro trägt zu zwei Dritteln der Bund, zu einem Drittel Hamburg. Weitere mindestens 160 Millionen Euro für Naturschutz und Deichsicherung muss Hamburg aufbringen. Dazu zählt auch die Herstellung einer neuen Heimat für den bedrohten Schierlings-Wasserfenchel. Die Rettung dieses weltweit nur an der Unterelbe vorkommenden Doldenblütlers war vom Bundesverwaltungsgericht erzwungen worden.
Im Laufe des Jahres 2022 dürfte die Elbvertiefung abgeschlossen sein. Dann werden fast 40 Millionen Kubikmeter Sand und Schlick ausgebaggert und an speziellen Stellen in der Nordsee und im Fluss abgekippt worden sein. In der Hoffnung, dass die täglichen Hochwasser das Material nicht gleich wieder in den Hafen zurückspülen.
Sven-Michael Veit
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