das portrait
: Julian Evertist gegen Elite-Unis

Fand über die Abendschule zur Uni: Julian Evert Foto: privat

Julian Evert studiert Geschichte und Philosophie an der Universität Hamburg. Ihn ärgert, dass er seine Lateinkurse selbst bezahlen soll, während die Exzellenzcluster der Naturwissenschaften reichlich gefördert werden. Dabei sind die Sprachkurse verpflichtender Teil vieler Studiengänge. Deswegen gehört Evert zu den Aktivist*innen, die um 12 Uhr vor dem Hauptgebäude der Uni Hamburg für kostenlose Lateinstunden protestieren werden.

Das Datum für den Protest ist mit Bedacht gewählt. Heute entscheidet sich, welche Universitäten in Deutschland künftig den Titel „Exzellenz“ tragen dürfen. Im Gespräch sind auch die Universitäten in Kiel, Hannover und Hamburg. Es geht um 148 Millionen Euro jährlich vom Bund, die auf wenige Universitäten aufgeteilt werden sollen.

Dieter Lenzen, der Präsident der Universität Hamburg, wird auch auf dem Campus sein – allerdings nicht um zu demonstrieren. „Wir erwarten die Entscheidung am Freitag demütig und geduldig und verfolgen die Entscheidung live mit zahlreichen am Antrag beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagte er der taz.

Die Aktivist*innen sehen der Exzellenzinitiative weniger positiv entgegen: Das Exzellenzcluster pumpe nur viel Geld an spezielle Fachbereiche der Uni. „In anderen Bereichen wie den Geisteswissenschaften wird stattdessen gespart“, kritisiert Evert.

Außerdem wirft er Lenzen vor, sich nur mit dem Exzellenz-Titel brüsten zu wollen: „Da passen zwei Sachen nicht zusammen, wenn die Uni uns dazu zwingt einen Teil unserer Lehre selbst zu bezahlen, aber gleichzeitig für eine Exzellenzstrategie Geld ausgibt.“

Unter dem Motto „exzellentes Latein für exzellente Uni“ machen die Student*innen schon länger auf den Sparkurs der Universität aufmerksam. Nicht nur in Latein wird geknausert. Auch der Kurs „Deutsch als Fremdsprache ist kostenpflichtig. Evert sieht darin eine strukturelle Benachteiligung migrantischer Student*innen. Um 16 Uhr wird die Entscheidung veröffentlicht. Hamburg soll gute Chancen auf den Titel haben. Inga Kemper