das portrait
: Der Niederländer Jeroen Dijsselbloem soll neuer IWF-Chef werden

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Das Ringen um die Spitzenposten der Europäischen Union hat einen spannenden Nebenschauplatz. Da die französische Politikerin Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank nominiert ist, wird ihr jetziges Amt als Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) frei. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll dieses der Niederländer Jeroen Dijsselbloem nun übernehmen. Die niederländische Regierung werbe momentan bei den EU-Mitgliedsstaaten für ihren ehemaligen Finanzminister als Direktor des IWF, so die SZ.

Jeroen Dijsselbloem ist Politiker der sozialdemokratischen Partij van de Arbeid. Er hat Betriebswirtschaft und Agrarpolitik studiert und sich auch später mit Umwelt- und Landwirtschaftspolitik für seine Partei befasst. Im niederländischen Abgeordnetenhaus war er Fraktionssprecher seiner Partei für Bildung und Jugendhilfe. 2008 wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 2012 Finanzminister unter dem konservativen Ministerpräsident Mark Rutte.

Erst drei Monate im Amt wurde er dann 2013 unerwartet zum Chef der Euro-Gruppe gewählt. Das Gremium koordiniert die Wirtschaftspolitik der Eurozone, Mitglieder sind die Finanzminister der Euro-Länder. Der damalige deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble unterstützte seine Kandidatur, da er sich dadurch mehr Einfluss erhoffte. So half er Dijsselbloem, Nachfolger von Jean-Claude Juncker zu werden, der 2014 zum EU-Kommissionspräsident ernannt wurde.

In der Anfangszeit als Vorsitzender der Euro-Gruppe ist er öfters für seine Verhandlungsführung in der Kritik gestanden. So zum Beispiel im Umgang mit der Eurokrise in Zypern im Jahr 2013. Seine öffentliche Aussage, dass auch die Kleinsparer für Zyperns Bankenrettung bezahlen müssen, hat für eine öffentliche Entrüstung und eine Blockade im zypriotischen Parlament gesorgt. Später konnte er durch seine nüchterne Amtsführung die Euro-Mitgliedsstaaten überzeugen und wurde 2015 wiedergewählt.

Dijsselbloems direkte Art hat ihn öfters in die Schlagzeilen gebracht. So hat er seinen Vorgänger Juncker in einer niederländischen Talkshow im Jahr 2014 als „starken Raucher und Trinker“ bezeichnet. Im Jahr 2017 hat er mit einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Unmut unter den südeuropäischen Ländern gesorgt. Sie fühlten sich durch seinen Satz: „Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten“, angegriffen. Dijsselbloem hat sich später öffentlich entschuldigt.

Jetzt soll Dijsselbloems Nominierung die EU-Mitgliedsstaaten und Fraktionen befrieden. Nicht nur die europäischen Sozialdemokraten, sondern auch die Niederländer hätten einen Spitzenposten besetzt. Letztere waren bei den EU-Ämtern bisher leer ausgegangen. Den IWF-Direktor wählt das Exekutivdirektorium, das aus 24 Mitgliedern besteht. Wann, ist noch nicht bekannt. Niklas Münch