Luisa darf hier sein,aber nicht da

Das Präventionsprojekt „Ist Luisa da?“ gegen sexualisierte Gewalt ist in Bremen vorerst gestoppt

Von Jens Fischer

Irritation im Bremer Nachtleben: Wie ist es um den Schutz vor sexueller Belästigung bestellt? Mit der Frage „Ist Luisa da?“ können Frauen seit 2017 das extra geschulte Personal in etwa 30 Kneipen, Bars und Cafés diskret um unmittelbare Hilfe bitten, wenn sie sich unsicher, bedrängt oder bedroht fühlen. Mit Plakaten, Aufklebern und Flyern weisen die Lokale auf ihre Teilnahme an dem Gewalt-Präventionsprojekt hin, das der Frauennotruf Bremen betreut. Auch die Breminale machte mit, griff dieses Jahr aber auf die „Awareness“-Kampagne der Klubverstärker zurück. denn: „Luisa“ droht ein Verbot.

Das geht aus einem der taz vorliegenden Brief des Frauennotrufs an die teilnehmenden Lokale hervor. Sie werden gebeten, alle zur Verfügung gestellten Werbematerialien zu entfernen. Warum? „Wir sind gerade dabei, das Projekt umzustrukturieren“, heißt es in dem ­Schreiben.

Zum Hintergrund heißt es dort: „Wir wurden vom Frauenotruf Münster auf dem Rechtsweg dazu angewiesen, das Projekt, so wie es derzeit in Bremen besteht, aufgrund einer Markenrechtsverletzung vom Markt zu nehmen und nicht weiter zu verfolgen.“ Das bestätigt Gerlinde Gröger, Leiterin der Münsteraner Organisation. Diese habe die Rechte an Konzept, Aussagen und Design für „Ist Luisa hier?“ und vergebe dafür Lizenzen. Über 50 Städte hätten eine solche seit 2016 erworben. Die Bremer Kolleginnen, sagt Gröger, würden mit „Ist Luisa da?“ – also mit „da“ statt „hier“ – vom Corporate Design abweichen, aber die Inhalte nutzen, ohne den dafür notwendigen Vertrag unterschrieben und die Bearbeitungsgebühr von 100 Euro überwiesen zu haben.

Mit der Klage solle verhindert werden, „dass unser Konzept verwässert wird“, sagt Gröger. Die Gründe, warum Bremen die Vorgaben aus Münster nicht übernehmen möchte, wollte der Frauennotruf gestern nicht mitteilen. Gröger verspricht innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen eine „gute Klärung“.

Möglich wäre für Bremen auch ein gänzlich eigener Weg. Tübingen hat es vorgemacht. Dort wollte der in Sachen Antidiskriminierung aktive Verein Adis den „Luisa“-Vertrag ebenfalls nicht unterschreiben, „da darin die Zusammenarbeit mit gemischtgeschlechtlichen Gruppen verboten wird, wir aber unsere Arbeit breiter aufstellen wollen“, erklärt Borghild Strähle von Adis. Gröger bestätigt: „Luisa ist nur für Mädchen und Frauen.“ Folge: In 21 Tübinger Lokalen können nun Frauen und Männer mit der Frage „Arbeitet Uli heute?“ bei sexuellen, aber auch rassistischen Belästigungen schnelle Hilfe bekommen. Und in Österreich startete das Mädchenzentrum Amazone ein entsprechendes Projekt mit dem Code: „Ist Lotta da?“