Freiheit für Milosevic

Bremen: Wahlalternative und Linkspartei ringen um gemeinsamen Kurs, ihre Spitzenfrau setzt sich in die Nesseln

Neben dem Hamburger Landesverband der Linkspartei ziehen nur noch die Bremer mit dem Zusatz „PDS“ in den Bundestagswahlkampf. „Viele verbinden mit dem Namen gemeinsame Erfahrungen und Erinnerungen“, sagt der Bremer Vorsitzende Klaus-Rainer Rupp, der zugleich Spitzenkandidat ist. Ihm an die Seite stellten die PDS-Mitglieder auf ihrem jüngsten Parteitag die 71-jährige Aktivistin der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG), Antonie Brinkmann, die auf dem zweiten Listenplatz kandidiert.

Die Bremer Friedensaktivistin ist parteipolitisch noch nicht in Erscheinung getreten, sie will durch moderate Töne für den Weg zu einer gemeinsamen linken Partei werben. Denn daran hapert es noch: Das Bündnis aus alten Linken und neuen Protestaktivisten der WASG wächst nur langsam zusammen. Unklar bleibt, ob der Wille zur Einigung alte Grabenkämpfe aus gemeinsamen linken Zeiten überwinden kann.

Dabei unterlaufen der Spitzenfrau Fehler: Antonie Brinkmann hat einen im Internet nachzulesenden Aufruf unterzeichnet, in dem sie für „Freiheit“ für den serbischen Ex-Diktator Slobodan Milosevic wirbt. Eine direkte Linie von Massakern in Ex-Jugoslawien zu Milosevic sieht die Spitzenfrau nicht. Es sei kein Vergleich zu dem, was die NATO in Serbien an Verwüstungen hinterlassen habe, sagt die Bundestagskandidatin. Politiker der Linkspartei haben ihre Stellungnahmen als „Privatmeinung“ gekennzeichnet und zu einer „Versachlichung der Diskussion“ aufgerufen. Die Wahlalternative leidet in Bremen an chronischem Frauenmangel, wohl auch deshalb musste Antonie Brinkmann die Spitzenrolle übernehmen, in der sie noch keine Punkte gesammelt hat.

Gar nicht heimlicher Spitzenmann der WASG ist und bleibt Bundesvorstandsmitglied Axel Troost. Das Bremer Schwergewicht gibt der Spitzenfrau gern inhaltliche Hinweise, tritt ansonsten aber in Sachsen auf der Landesliste an und hat damit ein Bundestagsmandat fast sicher. In Bremen ist Troost Direktkandidat, hält einen Sieg hier aber für „absolut unwahrscheinlich“. Kay Müller