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PortraitDie Friedenspfarrerin

Foto: Dagmar Brunk

Sabine Müller-Langsdorf lässt sich von der Hektik nicht anstecken. Sie hat ihre Füße hochgelegt, ruht entspannt auf einem Liegestuhl, während um sie herum in der Dortmunder Innenstadt vor der St. Petri Kirche am Mittwochabend die Menschenmassen vorbeiziehen. Viele sind aufgeregt, wollen da und dort hin, müssen sich orientieren, suchen Bühnen und Stände und Essen, fast alle haben Schweißperlen auf der Stirn.

Müller-Langsdorf hat den Tag über beim Markt der Möglichkeiten ihren Stand aufgebaut, jetzt will sie sich erholen, die Atmosphäre genießen. Am Stand wird sie ihre Arbeit präsentieren, wird eine Broschüre vorstellen: „Gegen Rüstungsexporte und Migrationsabwehr“. Diese hat die Pfarrerin als Vertreterin des Zentrum Oekumene mitgestaltet. Auch nichtkirchliche Organisationen wie Brot für die Welt oder Borderline Europe e. V. sind daran beteiligt.

Müller-Langsdorf wohnt in Frankfurt, hat dort die Pfarrstelle für Friedensarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau inne. Sie hat keine klassische Gemeinde, sondern berät unter anderem andere Gemeinden weltweit zu friedensethischen Themen, ist mit NGOs in Kontakt, tauscht sich aus. Wie hängen Fluchtbewegungen mit Rüstungsexporten in kriegsführende Länder zusammen? Und inwiefern ist die Bundesregierung darin involviert? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Pfarrerin seit Jahren.

Sabine Müller-Langsdorf ist nicht nur aus Frömmigkeit Pfarrerin geworden. Ihr Ziel war es von Anfang an politisch und gesellschaftlich etwas zu bewegen. In ihrer Jugend, Ende der siebziger Jahre, als es zum Nato-Doppelbeschluss kam und eine Mauer Deutschland durchzog, gab es aus der Zivilbevölkerung zunehmend Proteste gegen die atomare Aufrüstung. Viele dieser Proteste wurden auch von Kirchengemeinden initiiert und unterstützt. Das hat Müller-Langsdorf geprägt.

„Ich komme aus keinem kirchlichen Haus, aber ich habe damals Kirche als eine Institution erlebt, die sich einmischt und die Position bezieht in friedensethischen Themen“, sagt sie. Sie begann sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen zu beschäftigen und merkte: „Das hat mit mehr als Politik zu tun, auch mit Glaube und Gott.“

Doch während des Studiums rieben sich Müller-Langsdorf und ihre Kommilitoninnen an den patriarchalen Strukturen in der Kirche. Sie verschrieben sich der feministischen Theologie: „Wir haben an Sprache gearbeitet, an Gottesbildern. Von Gott wird meist geredet als „Vater im Himmel“ oder „Vater unser“, nicht „Mutter unser““, sagt sie.

Sie muss bald los. Gleich kommen noch Referenten aus Griechenland in Dortmund an, die vom International Peace Centre eingeladen wurden und beim Kirchentag über friedensethische Projekte berichten werden. Müller-Langsdorf muss sie vom Zug abholen. Die nächsten Tage werden stressig. Samba Gueye

Am Freitag, 14.30 Uhr, moderiert Müller-Langsdorf die Veranstaltung „Safe Passage?!“ zum Thema Migrationsabwehr im Ägäischen Meer (Kongresszentrum, 1. OG, Silbersaal, Bereich Westfalenhallen).

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