Kühnert sagt es erst den Eltern

Juso-Chef hält sich eine Kandidatur für den SPD-Vorsitz offen

Juso-Chef Kevin Kühnert hat sich eine Kandidatur für den Vorsitz der SPD offengehalten. „Ich habe meinen Eltern mal versprochen, dass wenn wesentliche Dinge in meinem Leben passieren, sie es als Erste erfahren“, sagte Kühnert dem Handelsblatt hinsichtlich einer möglichen Kandidatur. Der Juso-Vorsitzende warnte seine Parteigenossen davor, für die neue Führung „eine rein taktische Variante zu wählen“. Die Mitglieder hätten ein „gutes Empfinden dafür, ob ein Team nur ein Zweckbündnis ist“.

Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles sucht die SPD nach Nachfolgern. Laut einem Beschluss des SPD-Vorstands vom Montag können sich vom 1. Juli bis zum 1. September Bewerber für die Parteispitze melden. Der Vorstand wünscht sich insbesondere Kandidaturen von Zweierteams, Einzelbewerbungen sind aber auch möglich. Anschließend stimmen die Mitglieder ab. Die formale Entscheidung über den künftigen Vorsitz fällt der Parteitag im Dezember.

Am Dienstag hatte die frühere Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, Gesine Schwan, ihre Bereitschaft für eine Kandidatur signalisiert. Auch eine Doppelspitze mit Kühnert könne sie sich vorstellen, sagte Schwan.

Kühnert forderte indes nicht nur eine personelle, sondern auch eine inhaltliche Neuausrichtung seiner Partei. Die SPD brauche eine grundlegende Debatte über die Bedeutung von Gemeinwohl. Kandidaten seien „gut beraten, die Frage der Fortführung der Großen Koalition nicht zum alleinigen Thema zu machen“.

Den Vorwurf, er habe Nahles mit seiner Dauerkritik zum Rücktritt getrieben, wies der Juso-Chef zurück. „Der Rücktritt wurde ausgelöst durch Angriffe auf zutiefst persönlicher Ebene unter der Gürtellinie, das ist niemals mein Stil gewesen“, sagte Kühnert. (afp)