Abwärts mit dem HSV

Hamburger Sportverein beim SV Werder Bremen, Weserstadion, 50. Minute: Dennis Aogo, 25, linker Verteidiger, macht einen Fehler im eigenen Strafraum, der Ball springt ihm vom Fuß.

Passiert ihm, in Normalform, nicht. Beim Versuch, den Fehler auszubügeln, macht er den nächsten. Er versucht den Ball mit einem langen Bein aus dem eigenen Strafraum zu befördern. Passiert ihm in Normalform auch nicht. Über das lange Bein fällt dankbar Bremens Stürmer Nils Petersen. Schiedsrichter Knut Kircher pfeift Elfmeter. Aogo schlägt die Hände vors Gesicht. Schon gegen den 1.FC Nürnberg war er schlecht, er steckt in einer Formkrise. Ist jemand überrascht?

Aogo gehörte in der vergangenen Saison zu denen, die den HSV in der Ersten Liga hielten. Sollte er gehofft haben, dass es diese Saison besser wird, sieht er sich getäuscht. Der HSV muss sich auch in dieser Saison retten lassen. Es kann sein, dass bei Aogo mehr dazu kommt, Dinge, von denen wir nichts wissen müssen. Das, was wir wissen, reicht, um zu erklären, was mit ihm los ist. Beim Hamburger SV ist nach dem zweiten Spieltag schon wieder jeder damit beschäftigt, seinen eigenen Arsch zu retten.

Aogo, der aus Baden stammt, beim Karlsruher SC, bei Waldhof Mannheim und beim SC Freiburg ausgebildet wurde, hat beim HSV einen Vertrag bis 2015. Er hat die Trainer Martin Jol und Bruno Labbadia erlebt, den Streit zwischen Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer, die Trainer Ricardo Moniz, Armin Veh, Michael Oenning, die Entlassung Hoffmanns, die Installierung des Vorstandsvorsitzenden Carl-Edgar Jarchow, die Einstellung Frank Arnesens, die Trainer Rodolfo Cardoso, Arnesen und Thorsten Fink. Viel Kuddelmuddel, am Ende zu viel?

Es ging, in der Zeit, in der Aogo beim HSV ist, zunächst Adagio, dann Presto: abwärts. Komisch, wenn dieser Prozess nicht irgendwann die Spieler erwischen würde. In den beiden ersten Partien der neuen Saison traten Heung Min Son, Heiko Westermann und Dennis Aogo so auf, wie der HSV ist.

Aogo hat sein berufliches Schicksal an einen Club gebunden, der mehr Fehler macht, als gut für ihn ist. Das ist ein Club, der seine Probleme nicht in den Griff bekommt. Der immer die gleichen Fehler macht, der in Panik gerät, wenn es eng wird, der nach der Pfeife der Springer-Presse oder des Milliardärs Klaus-Michael Kühne tanzt. Einige Fans des HSV fordern einfache Lösungen. Diese Forderung gehört zu den Problemen, die der HSV hat.

Wäre der HSV das, was seine Fans in ihm sehen, würde sich jemand der Probleme Aogos, Sons und Westermanns annehmen. Also passiert was anderes. ROR