Soziale Leitplanke

Renate Künast greift Angela Merkel an

bremen taz ■ Die Rentnerin aus der Neustadt verspricht sich viel von Renate Künast. Die Pensionärin ist auf das voll besetzte Theaterschiff gekommen, um sich überzeugen zu lassen von den Grünen. „Die Künast ist...“, sagt die Rentnerin und schiebt beide Fäuste nach vorn – „tough“ könnte das wohl neudeutsch heißen.

Die grüne Verbraucherschutzministerin erfüllt die Erwartungen. Ihre einstündige Rede kreist um Bildung und Gerechtigkeit. Die bräuchten vor allem Familien: Die Union rede über Freibeträge statt über Rechtsansprüche, die Eltern auf einen Kindergartenplatz haben sollten. Die CDU habe keine gesellschaftspolitische Mehrheit, über die Rolle der Frau rede Angela Merkel nicht, weil sie von den „Herren aus Bayern und Baden-Württemberg“ zurückgepfiffen werde.

Auch deswegen stehe Deutschland vor einer Richtungswahl.

Vor ungewöhnlichen Tönen schreckt Künast nicht zurück: Die Grünen hätten kein durchgehendes „liberales Weltbild“. Wenn es um den Kampf gegen die Verschuldung junger Leute gehe, müsse der Staat „soziale Leitplanken einziehen“, gegen den Missbrauch des Internets Regeln aufstellen. Da wird es für einen kurzen Moment still im Saal.

Doch mit ein paar schnellen Sätzen hat Künast wieder Beifall sicher. Ein paar unkritische Fragen gibt es noch, aber weder zu Sozialkürzungen noch zu Schwächen in der Bildungspolitik will sich jemand zu Wort melden.

Auch die Rentnerin aus der Neustadt ist angetan. Auf die Frage, ob sie auch zum Wahlkampfauftritt von Joschka Fischer in Bremen kommen werde, sagt sie nur: „Ach, der kommt auch?“ ky