Israels Armee laufen die Frauen davon

Sie wollen nicht gehorchen. Die Uniform der israelischen Armee ist für sie das Symbol einer Besatzungspolitik, die sie für unmenschlich halten. Drei Frauen und ein Mann, die gerade Abitur gemacht haben, traten diese Woche in Tel Aviv vor die Kameras. Sie verlasen einen Brief an die Regierung, in dem sie den Kriegsdienst verweigern. Insgesamt 84 AbiturientInnen unterschrieben – zwanzig mehr als im Vorjahr. Das ist viel in einem Land, in dem Militärdienst für die große Mehrheit zum Erwachsenwerden gehört und man fürs Verweigern ins Gefängnis kommt.

Die 20-jährige Omer Goldmann wurde 2008 eingesperrt, weil sie nicht zur Armee will. „Dass man für zivilen Ungehorsam ins Gefängnis kommt, ist zutiefst inhuman“, sagt Goldmann im sonntaz-Gespräch. „Es ist in Israel wirklich ganz normal, dass man zur Armee geht. Soldat sein, das ist wie atmen, wie essen, wie lernen. Es ist sehr schwer, sich dagegenzustellen.“ In Israel sei es fast unmöglich, als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkannt zu werden, erklärt Goldmann. In der Prüfungskommission fragten Generäle: „Wie kannst du eine Pazifistin sein, wenn du auf eine Ameise trittst?“

Ein anderer General respektiert ihre Entscheidung: Goldmanns Vater war lange Vizechef des israelischen Geheimdienstes Mossad. „So verschieden sind wir auch nicht“, sagt Omer Goldmann. „Wir kämpfen beide für etwas, das wir richtig finden.“ LUS

sonntaz SEITE 16, 17