DIE WERBEPAUSE
: Ihr lest mich, also bin ich

Ein weißer Pappbecher und eine Plastiktüte, auf beide ist ein Zeitungsartikel gedruckt. Die neue Werbekampagne der britischen Wochenzeitung The Economist will „überraschende Leseerlebnisse“ bieten – „an Orten, an denen Sie es am wenigsten erwarten“. Was heißt das? Bekommen diejenigen, die Coffee-to-go-trinken und das Lesen von Minizeitungen wie Welt Kompakt in der U-Bahn zu anstrengend finden, ihre Nachrichten bald direkt auf den Becher gesendet? Wir haben schließlich drahtloses Internet, und da wäre ja so einiges möglich. Zumal die Zeit der Papiermedien angeblich bald endet.

Wohl eher nicht. Der Economist will in Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland und Deutschland bekannter werden. Dort soll die Kampagne ein „intellektuelles, kreatives“ Publikum auf die Wirtschaftszeitung aufmerksam machen. Momentan verkauft der Economist über die Hälfte seiner Auflage von etwa 1,6 Millionen Exemplaren in den USA. In Deutschland ist die Kampagne in großen Städten zu sehen. Geworben wird auf ebenjenen Kaffeebechern und Beuteln, dazu recht traditionell auf U-Bahn-Plakaten und in Kinospots.

Ein Statement zur globalen Zeitungskrise gibt es gleich noch mit dazu: „If print is dead then you’re not reading this“, lautet einer der Slogans. So kann man das wohl auch sehen. JULIA MATEUS