Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird im Kreuzberger Familiengarten über ein Thema gesprochen, das weitgehend verdrängt ist, der Antiziganismus in Deutschland nämlich. Bekanntlich blickt man immer wieder empört nach Ungarn oder Tschechien, wenn dort Sinti und Roma diskriminiert werden, doch wenn dergleichen hierzulande geschieht, regt sich kaum Widerstand. Dabei war das, was die Roma, die unlängst eine Fläche im Görlitzer Park besetzt hatten, erlebten, qualitativ nichts anderes. Die Medien hetzten mit alten Klischees gegen die „Zigeuner“ und die Roma sahen sich Angriffen ausgesetzt. Markus End, Miman Jasarovski und Seline Moser sprechen über die antiziganen Zustände hierzulande. Im Valentin Stüberl in Neukölln dagegen wird, ebenfalls heute Abend, der Schriftsteller und ehemalige RAF-Anwalt Peter O. Chotjewitz dem eigenen Milieu die Leviten lesen – wenn auch auf sehr unterhaltsame Art. Fragen wie „Wer war Che Guevara?“ oder „Was ist Deutsch?“ dienen ihm dabei als Leitfaden. Morgen wird an der Ecke Oranienstraße/Alte Jakobstraße eine Fahrraddemo ihren Anfang nehmen, die gegen „den offenen und strukturellen rassistischen Konsens in Deutschland“ und gegen die alltäglichen rassistischen Übergriffe gegen Flüchtlinge und MigrantInnen gerichtet ist, und durch sich selbst, sowie an verschiedenen Haltepunkten auf die Situation der MigrantInnen aufmerksam machen will. Na dann gut Rad (11 Uhr)! Und am Samstag und Sonntag ist wieder einmal Kongress-Wochenende. Im Mehringhof wird dankenswerterweise über die „Überzähligen“ gesprochen, es gibt Vorträge, Arbeitsgruppen und Diskussionen, die kritische Auseinandersetzung mit prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen steht im Vordergrund. Und der Eintritt ist frei, so dass auch jene, über die hier verhandelt werden wird, am Gespräch teilnehmen können.

■ Antiziganismus: Familiengarten, Oranienstr. 34, Mo, 19 Uhr

■ Chotjewitz: Valentin Stüberl, Donaustr. 112, Mo, 20 Uhr

■ Fahrraddemo: Oranien-/Alte Jakobstr., Di, 11 Uhr

■ Überzählige: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Sa, ab 11 Uhr