„Buchmesse ohne Stände“

Start des Literatur-Festivals Harbourfront

■ 62, leitet das Literaturfestival Harbour Front. Er war bis 2008 Verleger und arbeitete unter anderem für den S. Fischer Verlag.FOTO: NICOLE JÜTTNER

taz: Herr Lohmann, beim Harbourfront-Festival gibt es 80 ganz verschiedene Lesungen. Gibt es ein großes Thema?

Peter Lohmann: Wir haben ganz bewusst kein Thema. Wir wollen aus allen Genres des Buches, vom Kinder- und Jugendbuch über die Unterhaltung bis hin zu Lyrik, Bücher und Autoren vorstellen, die in diesem Herbst eine Neuerscheinung sind.

Das klingt nach einer kleinen Buchmesse für Hamburg.

Wenn sie so wollen, aber ohne die Messestände der Verlage.

Wie wichtig sind die Bestseller-Autoren, die bei Ihnen lesen? Sie werben offensiv mit ihnen.

Wenn man bei einem Festival nicht die Prominenz einlädt, dann heißt es: Das ist nicht interessant, weil so wenige Zuschauer kommen. Wenn man die Beststeller-Liste einlädt, dann heißt es: Das ist trivial. Wir haben jeden Tag eine Lesung mit einem Promi, aber auch vier mit Autoren, die keinen Promi-Status haben.

Wie finanziert sich das Festival?

Das ist nur über Sponsoren möglich. Wir bekommen Geld von der Klaus Michael Kühne Stiftung und der Hamburger Kulturbehörde. Und dann kommt wieder die Prominenz ins Boot, die das Publikum zieht: Der drittgrößte Sponsor sind die Hamburgerinnen und Hamburger, die gerne auf Lesungen gehen und dafür Eintritt bezahlen. Die Promi-Lesungen subventionieren die anderen Lesungen.

Sie tragen mit ihrem Festival zur Eventisierung von Kultur bei. Ein Problem für Sie?

Nein. Ich habe vor 30 Jahren die Anti-Eventisierung mitbekommen. Da saßen die Schriftsteller vor 15 bis 20 Zuschauern. Das war immer ganz schrecklich. Lesungen haben heute für das Publikum eine ganz andere Bedeutung und beweisen, dass die Literatur lebt. INTERVIEW: DKU

12. bis 22. September, www.harbour-front.com