Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Am vielsten Kunst ist am bestensten

Kunst ist gut. Mehr Kunst ist besser. Am vielsten Kunst ist am bestensten: An diesem Wochenende grenzt das schon an Übertreibung. Allem nachzukommen, was angeboten wird, ist völlig unmöglich. Allein die 19. Lange Nacht der Museen an diesem Samstagabend öffnet die Türen von 57 Hamburger Museen bis 2 Uhr nachts und wartet mit 915 Programmpunkten auf, samt Abschlussparty im Museum für Hamburgische Geschichte.

Ein derartiges Auftrumpfen ist in starkem Maße auch Werbung, frei nach dem Motto: Man könnte ja mal … ein andermal. Wer weiß denn schon, dass es auf der Brandshofer Schleuse ein „Deutsches Zusatzstoffmuseum“ gibt, das unscheinbare Pulver und Flüssigkeiten präsentiert, die viele Menschen Tag für Tag unwissentlich verspeisen?

Und weil das Gesamtprogramm mitsamt seiner 12 eigens eingerichteten Buslinien vielleicht zu viel Trubel ist, aber andererseits diese Nacht auch ein werbewirksamer Kunsttermin ist, haben die noch nicht in Ewigkeitswerten erstarrten Museen der werdenden und wachsenden Kunst, die zahlreichen aufopferungsvoll selbstbetriebenen Off-Räume, sich auch auf dieses Datum gestürzt.

Vom Gängeviertel bis zum Sootbörn, von der Frise bis zum Einstellungsraum sind zum ersten „Art Off Weekend“ quer durch die Stadt ebenfalls viele Ausstellungsorte bis weit in die Nacht und meist auch am Sonntag geöffnet – und das ganz gratis. Da gibt es beispielsweise im „nachtspeicher 23“ eine Performance von Mariella Brillowska oder die Hommage an das Bauhaus im Westwerk. Und einige Galerien machen auch noch mit, wie beispielsweise die im Galeriehaus am Klosterwall. Dass zudem noch der alle drei Jahre stattfindende, nunmehr neunte „Architektursommer“ läuft, ist einem weiteren dicken Programmheft zu entnehmen.

„Möchtest du etwas Besonderes wissen oder bloß alles?“, lautet eine Frage in Becketts „Endspiel“ … Die Entscheidung darf dieser Tage wirklich schwer fallen. Von speziellem Interesse wäre am heutigen Samstag noch das Symposion zur politischen Kunst von KP Brehmer von 11 bis 18 Uhr in der Kunsthalle.

Der Sonntag ist zudem der „Internationale Museumstag“. Wem der Sinn nach Ausflügen steht, der findet in den Häusern der Metropolregion und der Nachbarstädte mit meist freiem Eintritt weitere Sensationen und Aktivitäten. In Hamburg gilt dann auch am Sonntag noch das Ticket der Langen Nacht.