Eurovision SongContest
Samstag Abend, 21 Uhr, aus Tel Aviv, 64. Eurovision Song Contest,in der ARD
Die Kandidaten-Hitparade aus Tel Aviv von Jan Feddersen
3Czech Republic
Lake Malawi
– Friend Of A Friend
Der gelbste Sweater ever auf der Bühne, noch gelber als die Textilien von Bucks Fizz 1981. Frohsinniges Lied aus dem Land der Knödel, von Biene Maja, Karel Gott und Kafka. Das Lächeln eins a erfrischend.Top 21.
5Russia
Sergey Lazarev –Scream
Sein zweiter, indes verheulterer ESC-Versuch. Dritter beim ESC 2016, neuerlich mit den Hoffnungen der Nation am Start. Der Sänger wirkt männlicher denn je, ob aber dies ihm nützt? Leider fehlt’s dem Act an Substanz.
Top 7.
6Denmark
Leonara – Love Is Forever
„Lemon Tree“ reloaded – ein wenig. Niedlichkeitspropaganda vom Kattegat, die diese Sauberfrau mit ihren Multikultichorist*innen sehr einnehmend zelebriert. Hier lebt das alte Motto „Keep it simple, keep it good“. Top 9.
8North Macedonia
Tamara Todevska
– Proud
Ihr Erfolg: dass sie überhaupt im Grand Final dabei ist. Fulminantes Bekenntnis – die (!) Identitätsformel im modernen Europa – zum Stolz auf sich selbst. Eine Sucherin also, die unsere Liebe sucht. Markant.
Top 20.
10Slowenia
Zala Kralj & Gašper Šantl
– Sebi
Schöner ist keine sehr feine Liebesgeschichte auf der Bühne arrangiert worden: Zala wird keine hochgetuffte Frise tragen, sie wie ihr Partner bevorzugen Elektrosmog-Atmosphäre im Neuneuköllnstil. Top 12.
11Cyprus
Tamta –Replay
Die Dame versucht, ihre Vorjahreskollegin zu kopieren, und die wurde Zweite, deshalb der Liedtitel. Leider haben diese drei Minuten viel von Ach-Gott-das-ist-ja-schon-wieder-so-’n-Lied. Auch ihre buhlende Mimik bleibt vage. Top 14.
13Greece
Katerine Duska
– Better Love
Endlich mal ein hellenisches Lied, das nicht wie Bouzouki aus der Tavernenschamott-Traditionsküche klingt. Flott arrangiert – wobei die Sängerin in einem Laura-Ashley-haften Blumenornament herumgeistert. Top 10.
15Norway
KeiiNO –Spirit In The Sky
Das Trio, das gewiss alle Festzeltkurator*innen buchen wollen. Krassester Mitklatschpop des Abends, gar nicht mal doof. Was ist bloß aus dem Land geworden, das uns sonst meist düstere Fjordkultur geschenkt hat?
Top 9.
16Great Britain
Michael Rice
– Bigger Than Us
Er weckt Beschützerinstinkte, er ist ein Kevin Keegan in etwas moppeliger, er wirkt wie ein Buddy next door. Er hält einen Gospel parat und die pyromanischsten drei Minuten des Abends. Überheizt! Top 16.
18Estonia
Victor Crone – Storm
Warum er ins Finale kam? Weil er mit seinem Allerweltslied im Singer-Songwriter-Style am Ende so erleichtert schnaufte. Das belohnt das Publikum immer: einer wie wir, erleichtert nach vollbrachter Aufgabe.
Top 25.
19Belarus
Zena – Like It
Latexästhetik mit einer 16-Jährigen, die den Schock verarbeiten muss, unerwartet im Finale gelandet zu sein. Sie ist die Hoffnung vieler junger und sehr junger Frauen, die es ebenfalls weit bringen möchten im Showbusiness.
Top 25.
20Azer-baijan
Chingiz – Truth
Kompakter Vortrag des Mannes, den viele Cis-Queers gern auf dem nächsten Homobikertreffen sehen möchten, sehr viril in den Allüren, sein Habitus kernig. Nur sein KI-Fuhrpark on stage irritiert: Technik ist nicht alles! Top 11.
23 Serbia
Nevena Božović –Kruna
Die eleganteste Balkanfrau des Abends, ganz klassischer Stil mit inszenierter Beinzeigerei, High Heels und welligem Haarlook. Schwermütig ihre Performance, prima superjugoslawisch, und das mit kehlig-dunklen Vokalisen.
Top 19.
24Swiss
Luca Hänni – She Got Me
Ein junger Mann aus Bern, der zirzensisch agieren kann, allem Gesang zum Trotz. Wendige Nummer, die so gar nicht an die klassische eidgenössische Eurovisionstranigkeit gemahnt. Hübsch, diese Dirty-Dancing-Behauptung! Top 4.
26Spain
Miki – La Venda
Obertouriges Lied aus dem Land, das uns 68 und 69 Siegerinnen wie Massiel und Salomé geschenkt hat. Der junge Mann weiß die honorige Tradition aus der Ära Francos gewiss nicht zu beerben: Na und? Er ist trotzdem ein ganz Lieber. Top 22.