: „Die Lust am Gärtnern bringen Kinder schon mit“
Auf dem Elbers Hof in der Lüneburger Heide gärtnert Anke Hennings jeden zweiten Freitagnachmittag zusammen mit Kindern
Anke Hennings, 54, ist Gärtnerin und hat acht Kinder. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide, stieg sie sie 1990 in den Elbers Hof ein. Davor studierte sie Erziehungswissenschaften.
Interview Katharina Gebauer
taz: Frau Hennings, jede zweite Woche gärtnern Sie zusammen mit Kindern auf dem Elbers Hof. Warum?
Anke Hennings: Ich möchte den Kindern spielerisch die Arbeit im Garten näherbringen. Sie sollen Spaß und Freude dabei haben, Pflanzen wachsen zu sehen. Diese Freude und Neugierde haben Kinder von Natur aus und sie bringen diese auch mit, wir wollen in erster Linie zusammen Spaß im Garten haben.
Wie wichtig ist der Umgang mit Pflanzen für Kinder?
Ich als Gärtnerin erachte das als sehr wichtig. Heutzutage wissen die meisten Kinder leider nicht mehr, wie genau eine Kartoffel wächst oder wie man Bohnen erntet. Sie kommen damit einfach nicht in Berührung und dadurch fehlt ihnen der Bezug zu Pflanzen.
Was haben Sie beim ersten Mal gemacht?
Jedes Mal ist ein anderes Thema dran. Das erste Mal, am vorletzten Freitag, haben die Kinder einige Gartengeräte kennengelernt: Hacke, Spaten und Bodenlockerungsgerät. Mit der Hacke haben wir zusammen Unkraut gejätet, dann wurde der Boden gelockert und die Kindern durften Knoblauch stecken. An Stellen, wo Himbeerpflanzen gewachsen sind, an denen sie es nicht sollen, sind wir mit dem Spaten ran und haben die gemeinsam ausgebuddelt. Noch stehenden Winterporree haben wir von Unkraut befreit, damit der ordentlich wachsen kann. Später werden noch Kartoffeln gepflanzt, dazu kommt weiteres Gemüse und Salate. Blumen werden wir auch bald gemeinsam säen. Vom Knoblauch und den Himbeerpflanzen durften sie etwas mit nach Hause nehmen, um es auch dort anzupflanzen. Ein Kind meinte beim Abholen ganz erfreut: „Mama, erst wenn alles in die Erde ist, können wir schlafen gehen.“
Wie fließt Ihre Demeter-Orientierung mit ein?
Nebenbei fließt das sicherlich ein bisschen ein, aber darum geht es nicht. Der Fokus liegt auf der gärtnerischen Tätigkeit an sich und das Arbeiten an der Pflanze. Wir sind zwar ein Demeter-Hof, die Kinder kommen aber auch nicht unbedingt aus dem anthroposophischen Umfeld.
Hatten die Kinder Berührungsängste?
Nein, überhaupt nicht. Das sind Kinder, die diese Lust am Gärtnern schon von zu Hause mitbringen und direkt anfangen, im Boden zu buddeln. Die haben einen Garten am Haus und wollen unbedingt etwas machen und Neues dazulernen. Ein eigener Garten ist aber keine Voraussetzung.
Wollen sie wiederkommen?
Ja, und das können sie auch, so oft sie wollen. Das ist für jeden offen, die Kinder können auch nur ein Mal kommen, um mal dabei zu sein und es nur zu probieren. Interessant wird es aber, wenn sie mehrere Male mit mir gärtnern und sehen können, was sich in den zwei Wochen verändert hat und was schon wie gewachsen ist.
Worum wird es bei den nächsten Malen gehen?
Es wird sich um die Pflanze selbst drehen, wie sieht so eine Pflanze überhaupt aus? Wir wollen uns auch mit dem Aufbau beschäftigen: von der Wurzel über den Hals bis hin zu den Blättern und Blüten. Ein bisschen Botanik ist also geplant, die Einteilung in die verschiedenen Pflanzenarten wie etwa Wurzel- oder Blattpflanze. Zu Beginn steht vor allem als Ziel: wachsen, wachsen, wachsen. Später können sie das Angepflanzte auch selbst ernten.
Ist Demeter-Qualität auch im eigenen Garten möglich?
Absolut! Es gibt Zusammenschlüsse für Hausgärtner zu der biologisch-dynamischen Gartenarbeit. Der Demeter-Verband richtet sich nicht nur an Landwirte, sondern auch an Hausgärtner, mit einem eigenen Rundbrief und Newsletter.
Was ist wichtig beim biologisch-dynamischen Gärtnern?
Wir gärtnern im Einklang mit der Natur. Dazu gehört auch die Beachtung der Planetenkonstellation und der Mondphasen. Es ist zum Beispiel sehr sinnvoll, die Holzernte im Wald zu bestimmten Zeiten zu schlagen. Früher wussten die Bauern das aus dem Kopf, heute läuft die Maschinerie rund um die Uhr, da fällt das leider unter den Tisch. Zudem nutzen wir biologisch-dynamische Spritzpräparate.
Worin liegt der Unterschied zwischen Demeter und Bio?
Der Demeter-Verband hat strengere Richtlinien bezüglich der Stallfläche für die Tiere. Auf jeden Demeter-Betrieb gehören Kühe oder Schafe. Der größte Unterschied ist aber wohl die Anwendung unserer biodynamischen Präparate auf dem Feld. Wir lassen nicht nur Spritzmittel oder künstliche Dünger weg, wir geben durch unsere Präparate zusätzlich noch natürliche Mittel für die Pflanzen und den Boden hinzu. Demeter-Betriebe sind meist vielseitiger als reine Biobetriebe, da der Kreislaufgedanke hier erst richtig verankert ist und zur Geltung kommt.
Nächster Termin: 24. Mai, 15–18 Uhr, Elbers Hof, An der Kirche 5, 29559 Nettelkamp, für Kinder von 6 bis 10 Jahren, Kosten: 2 Euro
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