„Korrekt ist: das Gimmick“

Der ehemalige „Yps“-Oberagent Norbert Hinze über den BND, Nostalgie-Leser und das Geheimnis der getrockneten Urtierchen. Ein Gespräch zur Wiederauferstehung des Kultmagazins

INTERVIEW STEFAN KUZMANY

taz: Herr Hinze, ist Ihnen bewusst, dass Sie mit Spion-Zubehör und von Ihnen unterschriebenen Agentenausweisen die Grundlage für eine ganze Generation von Lauschern und Geheimagenten gelegt haben?

Norbert Hinze: Sie meinen, dass der gesamte BND von ehemaligen Yps-Lesern unterwandert ist? Das würde dieser grauen Behörde sicher nicht schaden.

Yps- Fans gibt es immer noch viele. Ihr Name ist als Agentenchef immer noch ein Begriff.

Wir hatten einmal einen EDV-Spezialisten im Haus, der hatte eigentlich einen Tagessatz von 750 Euro. Er blieb zwei Tage. Und sagte: Wenn er zwei ganz bestimmte Yps-Ausgaben bekommt, dann verzichtet er auf sein Honorar. Die hat er dann auch bekommen.

Sie haben die Kinder mit Yps perfekt auf die Enttäuschungen in der Warenwelt des Kapitalismus vorbereitet: Die ganze Woche hat man sich auf das neue Gimmick gefreut, und als es dann endlich da war, hat es nicht richtig funktioniert. Aber das machte nichts, denn man konnte sich schon wieder auf das nächste freuen.

Natürlich gab es mal Ausreißer, die nicht funktioniert haben. Und manche Kinder haben die Gebrauchsanweisung wohl auch nicht richtig gelesen. Aber ansonsten ist das so wie vor einem Rendezvous mit einer schönen Frau: In der Fantasie ist es oft schöner als in Wirklichkeit.

Sie haben das Gimmick erfunden.

Nur den Begriff. Es gab schon ein ähnliches Konzept in Frankreich, da hieß das beigelegte Spielzeug „Gadget“. Ich habe nach einem Begriff gesucht, der sich auf Deutsch besser aussprechen lässt, und bin im Lexikon auf das englische Wort „Gimmick“ gestoßen. Es hat sich durchgesetzt, nicht nur im Zusammenhang mit dem Heft. Allerdings heißt es oft „der Gimmick“. Korrekt ist aber „das Gimmick“.

Das Gimmick im neu aufgelegten Heft ist die „Geldmaschine“. Was halten Sie davon?

Eine ziemlich abgelutschte Idee. Die „Geld-Zauber-Maschine“ hatten wir insgesamt neun Mal.

Geben Sie dem neuen Heft eine Chance?

Ich wünsche ihm viel Glück, habe aber meine Zweifel. Wie ich höre, zielt man auf nostalgische Ex-Yps-Leser. Die greifen vielleicht auch einmal zu. Aber ob sie das regelmäßig tun werden? Und ich glaube nicht, dass man die ursprüngliche Zielgruppe erreichen wird. Kinder haben heutzutage ganz andere Beschäftigungsmöglichkeiten als früher.

Wie hat sich nach Ihrer Beobachtung das Bastelverhalten geändert?

Wenn wir am Anfang Gimmicks mit über hundert Teilen angeboten haben, dann war das ein Kaufanreiz. Später war das eher eine Abschreckung. Wir sind dann dazu übergegangen, Gimmicks beizulegen, die sich mit wenigen Handgriffen zusammenbauen ließen. Am Ende waren es Gimmicks, die schon fertig beilagen.

Darum wurde das Heft auch eingestellt.

Wir haben es nicht eingestellt, sondern verkauft. Für den Großverlag Gruner und Jahr war Yps mit einer Rendite, die nicht mehr zweistellig war, nicht mehr interessant.

Haben Sie jemals selbst Urzeitkrebse gezüchtet?

Aber klar. Meine Kinder waren damals im Yps-Alter. Die haben bei uns monatelang gut gelebt.

Verraten Sie uns den Trick.

Die Eier der Urzeitkrebse kommen aus einem Salzsee in Utah. Man muss darauf achten, dass das Salz-Wasser-Verhältnis stimmt. Wie das bei Haustieren so ist, mussten sich allerdings nach einiger Zeit der Begeisterung die Eltern um die Urzeitkrebse kümmern. Und darum sind wohl einige in der Toilette gelandet.