meinungsstark
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„Wo immer du jetzt bist, Wiglaf …“

„Radikaler, Dichter, linker Großautor“, taz vom 17. 5. 19

Kürzlich antwortete der Wiedenbrücker Ralph Brinkhaus auf Cherno Jobatays Frage, ob Ostwestfalen denn klare Kante zeigen könnten: „Ostwestfalen bestehen nur aus Kante.“ Das mag etwas übertrieben sein, aber der gebürtige Herforder Wiglaf Droste zeigte gern Kante, und das auf sprachlichem Höchstniveau. Ein Loblied auf die Mauer und die Erklärung Kentuckys zum „Nordstaat“ waren meiner Meinung nach Schnitzer, den „Barbier von Bebra“ fand ich sogar sauschlecht, aber dass er Vera Lengsfeld dazu brachte, sich als die widerwärtige Person zu outen, die sie in Wirklichkeit ist – Respekt! Und überhaupt: Nobody’s perfect.

Die Abneigung gegen „Sting-Gesang und Sinngestank“ mag so mancher teilen (auch meine Wenigkeit), aber so schön ausgedrückt hat es sonst keiner. Und seine Liebeserklärungen an rauchende Frauen (habe zwei davon in meiner Kernfamilie), Johnny Cash und frische Kastanien zeigten immer wieder, was ihn von einem Berufszyniker unterschieden hat. Wo immer du jetzt bist, Wiglaf, ich danke dir für deine Liebe und deinen Hass, deinen Witz und deine Intelligenz. Ich habe so manche Erkenntnis daraus gewonnen. Volker Scheunert, Hamburg

Ein hofierter sexistischer Humor?

„Die Rolle der Frau“, taz vom 18./19. 5. 19

Ich bin froh, dass auch Heide Oestreich einen Nachruf auf Wiglaf Droste verfasst hat und das Feld nicht allein jubilierenden Männern überlässt. Wiglaf Droste war ein Sexist und hat dies gern und drastisch zum Ausdruck gebracht. Dass er trotz seines frauenfeindlichen „Humors“ in linken Kreisen geschätzt wurde, zeigt, dass Sexismus nach wie vor salonfähig ist, auch in der taz, die vergleichbare politische Unkorrektheiten auf anderem Gebiet nicht dulden würde. Wiglaf Droste ist für mich der Inbegriff der Wahrheit-Seite, deren altlinken Altherrenhumor ich bis heute unerträglich finde. „Altlinks“ im Sinne von „es kommt immer gut, gegen alles zu sein und draufzuhauen, gern auch unter die Gürtellinie“ und gerne mit Altherrenhumor, der nicht nur Frauen im Allgemeinen herabsetzt, sondern insbesondere Feministinnen und andere starke Frauen.

Ich lese die Wahrheit-Seite schon lange nicht mehr (vom ©TOM natürlich abgesehen!), aber leider lässt es sich nicht ganz vermeiden, das ein oder andere Wort trotzdem zu lesen. Heute fiel mir sofort die Bezeichnung „Dorftrulla“ für Kramp-Karrenbauer ins Auge. Der Begriff kritisiert nicht ihre Politik, sondern macht sie als Frau lächerlich. Humor gehört für mich zu den wichtigsten Tugenden von Menschen und natürlich auch von Feministinnen. Sexistische Männerwitze sind schlicht nicht komisch. Maren Kolshorn, Kassel

Allein auf weiter Flur

betr.: Aktuelle taz-Berichterstattung „leibesübungen“

Mir ist angenehm aufgefallen, dass ihr seit einiger Zeit viele Berichte und Fotos zu Frauenfußball – deutschlandweit und international – veröffentlicht. Da seid ihr die Einzigen auf weiter Flur, die das machen. Deshalb ein ganz großer Dank an euch dafür. Bitte weiter so, auch nach der Frauen-WM. Danke! Andrea Marquardt, Hamburg

Kein Marsch-en-marche in Sicht

„En marche!“, taz vom 18./19. 5. 19

Freiheit, die ich meine – en marche appelliert an die Eigenkräfte der Menschen: Ihr seid das Volk. Der Staat repräsentiert dich nur! Tja, bei uns ist es vielleicht das Streben nach Freiheit, Unabhängigkeit. Wir sind das Volk – etwas Gemeinsames, Eigenes, das nach außen von unseren Politikern repräsentiert, mit Stolz regiert, von der NATO verteidigt und von Europa anerkannt wird. Wenn wir Europa etwas anbieten müssen – dann uns selbst, unseren Willen zum unbedingten Frieden, unseren Stolz auf eine reiche, vielfältige und einzigartige Kultur, unsere Kämpfe für Demokratie und Unabhängigkeit. Freiheit, die ich meine, heißt das Streben nach Gerechtigkeit, nach der Freiheit des Einzelnen, nach der Stärke der Gemeinschaft, nach Sicherheit für alle. Claudia Großklaus, Hattingen