Anschlag auf Revolutionsgardisten

IRAN Bei einem Attentat im Südosten des Landes kommen mindestens 29 Menschen ums Leben. Durch die Region nahe der pakistanischen Grenze verläuft die Hauptroute des Drogenhandels nach Europa

TEHERAN afp/dpa | Bei einem Selbstmordanschlag auf iranischen Revolutionsgardisten sind am Sonntag mindestens 29 Menschen getötet worden, darunter mehrere ranghohe Kommandeure. Zu dem schwersten Angriff auf die Elitetruppen der Islamischen Republik seit mehreren Jahren bekannte sich laut Justizangaben die sunnitische Rebellengruppe Dschundallah.

Der Anschlag ereignete sich in der an der Grenze zu Pakistan gelegenen Stadt Pischin in der südostiranischen Provinz Sistan-Belutschistan. Iranischen Medienberichten zufolge waren unter den Toten der Vize-Kommandeur der Landstreitkräfte der Revolutionsgarden, General Nur Ali Schuschtari, und der Kommandeur der Revolutionsgarden in Sistan-Belutschistan, General Mohammed Sadeh. Auch Stammesälteste der Provinz Sistan-Belutschistan wurden demnach getötet.

Das Innenministerium sprach unter Berufung auf den Nationalen Sicherheitsrat von 29 Toten und 28 Verletzten. Der Generalstaatsanwalt in der Provinzhauptstadt Zahedan, Mohammed Marsieh, nannte die Zahl von 30 bis 35 Toten. Bei der amtlichen Nachrichtenagentur Irna hieß es, ein Mann habe während eines Treffens von Stammesführern mit den Kommandeuren der Revolutionsgarden an seinem Körper versteckte Sprengsätze gezündet. Das Treffen sollte der Vorbereitung einer Begegnung zur Stärkung der „Einheit zwischen Schiiten und Sunniten“ dienen.

„Die Gruppierung von Abdolmalek Rigi hat die Verantwortung für diesen Terrorakt übernommen“, sagte Generalsstaatsanwalt Marsieh. Derzeit sitzt Abdul-Hamid Rigi, der Bruder von Abdolmalek, wegen Mordes, Entführung und Drogenhandel in der Todeszelle. Im Juli waren 13 Dschundallah-Mitglieder in Zahedan hingerichtet worden. Die iranischen Behörden machen in der Regel Rigis Dschundallah („Gottessoldaten“) für Anschläge und bewaffnete Angriffe in der Provinz verantwortlich. Die Gruppe hatte sich unter anderem zu einem Selbstmordanschlag in einer schiitischen Moschee in Zahedan bekannt, bei dem am 28. Mai 25 Menschen getötet wurden.

Parlamentspräsident Ali Laridschani machte die USA für das Attentat verantwortlich. „Wir sind der Ansicht, dass die jüngsten Terroraktionen auf die USA zurückgehen“, sagte er. US-Präsident Barack Obama habe gegenüber dem Iran eine Politik der ausgestreckten Hand angekündigt. Doch mit dieser Aktion habe er „die Hand verbrannt“, fügte Laridschani hinzu. Das iranische Volk glaube zu Recht nicht an den von der US-Regierung versprochenen Wechsel.

Die etwa 71 Millionen Iraner gehören zu mehr als 90 Prozent der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an. In der an der Grenze zu Afghanistan und Pakistan gelegenen Provinz Sistan-Belutschistan gibt es eine starke sunnitische Minderheit. Die Provinz gilt wegen der Präsenz von Aufständischen, aber auch von Drogenbanden als die unsicherste im ganzen Land. Das Drei-Länder-Eck gilt als Hauptroute von Drogenhändlern, die ihre Ware aus Pakistan und Afghanistan nach Europa schmuggeln.