Literatur mit Mehrwert

LITERATURFESTIVAL Sie sollen Literatur auch an Orte bringen, an denen Lesungen ansonsten rar gesät sind: In Georgsmarienhütte bieten die Niedersächsischen Literaturtage bis zum Sonntag unter dem Motto „Arbeit, Leben, Leidenschaft“ Diskussionen, Musik und Lesungen in Autohäusern oder Lehrwerkstätten

Ein Auftritt ihres Ensembles Fön ist immer eine Reise wert. Lyrik, Kurzprosa und Dialoge mischen die drei Schriftsteller Michael Ebmeyer, Tilman Rammstedt und Florian Werner gemeinsam mit dem Songschreiber Bruno Franceschini mit Pop, Chanson und Jazz zu verspielten Arrangements mit amüsanten Texten. Zu sehen und vor allem zu hören sind die vier Musik-Poeten während der diesjährigen Niedersächsischen Literaturtage, die von heute bis zum Sonntag in Georgsmarienhütte vor den Toren Osnabrücks stattfinden.

Seit 1963 werden die Niedersächsischen Literaturtage vom Fördererkreis deutscher Schriftsteller in Niedersachsen und Bremen an immer wieder wechselnden Orten veranstaltet. Und zwar vor allem in kleineren Mittelstädten wie Goslar, Peine oder Bückeburg – oder eben, wie in diesem Jahr, in der 32.000 Einwohner zählenden Stadt Georgsmarienhütte.

Ganz bewusst werden diese kleineren Städte werden ausgewählt, denn die Literaturtage sollen Literatur auch an Orte bringen, in denen Lesungen ansonsten rar gesät sind. „Unser Ziel ist es, die Menschen für Literatur zu interessieren und auch zu fördern“, sagt Johann-Günther König, Sachbuchautor und geschäftsführender Vorstand des Fördererkreises.

Damit die Neugier auf die Literatur tatsächlich geweckt wird, präsentieren einige der Schriftsteller ihre Texte denn auch in eher untypischen Räumen. So erzählt Johann-Günther König unter dem Motto „Und läuft und läuft und läuft?“ in einem Autohaus etwas über die Geschichte des Automobils. Der norddeutsche Autor Olaf Büttner liest für Jugendliche wie Erwachsene in der Lehrwerkstatt der Georgsmarienhütte GmbH und der gelernte Metzger Heinrich-Stefan Noelke liest in einer Tischlerei aus seinem Niedersachsen-Krimi „Tod an der Hase“.

Die genannten Orte passen insofern gut, da die diesjährigen Literaturtage unter dem Motto „Arbeit, Leben, Leidenschaft“ stehen und mit einer Podiumsdiskussion über den Mehrwert von Literatur starten. Bei der Diskussion mit von der Partie sind der Präsident des P.E.N. Zentrums Deutschland, Dr. Johano Strasser, sowie Imre Török, der Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller. Gemeinsam wollen die Teilnehmer erörtern, wie und mit welchen ästhetischen Mitteln sich die Literatur gegen die vielfältigen Formen ihrer Ausbeutung wehren kann.

Insgesamt ist das Publikum bei freiem Eintritt zu 17 öffentlichen Lesungen, Diskussionen und Gedankenspielen eingeladen. Jutta Sauer, die künstlerische Leiterin des Festivals, freut sich auf einen gemeinschaftlichen Kulturevent: „Wir wollen für eine anregende Atmosphäre sorgen, von der die Akteure, die Bürger und letztendlich die Stadt profitieren.“ Das Festival endet am Sonntag im Rathaus mit der Vorstellung der Gewinnertexte des diesjährigen Wettbewerbs. Aus 70 eingereichten Beiträgen wird eine Jury die besten für drei Altersklassen prämieren. Am Abend zuvor wird jedoch zuerst einmal Fön durch das Rathaus fegen.  JENS LALOIRE

■ Georgsmarienhütte: Do, 13. 9. bis So, 16. 9., www.georgsmarienhuette.de