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Weltuntergang, halbszenisch

Aufwendiger Einstand des neuen NDR-Dirigenten Alan Gilbert: die obskure Oper „Le Grand Macabre“ in Hamburg

Von Alexander Diehl

Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Wenn wieder vermehrt dies oder jenes für „irre“ erklärt wird – und dieses Adjektiv hat derzeit wieder Konjunktur längst nicht nur bei Herrn Reichelt und seiner Zeitung gewordenen Burschenschaftskneipe –, dann erzählt das weniger etwas über das jeweils so bezeichnete, also etwa Aussagen der Herren Ramelow oder Kühnert; dafür umso mehr über die, die das Irre so leichtfertig im Munde führen.

Keine Regel ohne Ausnahme: Als der für die Elbphilharmonie zuständige Kollege vom Hamburger Abendblatt dieser Tage den künftigen NDR-Chefdirigenten Alan Gilbert interviewte und gleich zum Auftakt nach einer „irren Idee“ fragte, war das vergleichsweise angemessen. Denn Thema und Anlass des Gesprächs lieferte György Ligetis „Le Grand Macabre“: Die 1978 uraufgeführte, eher selten gespielte, dabei umso wichtigere groteske Weltuntergangs-Oper kommt, im Rahmen des derzeitigen Hamburger Musikfestes, insgesamt dreimal zur Aufführung im Konzerthaus in der Hafencity.

Das geschieht halbszenisch, neben der Musik des lange in Hamburg lebenden und lehrenden, 2006 in Wien verstorbenen Ligeti gibt es auch Spiel und Masken und Elemente des Puppentheaters und Video-Einspielungen. Und da kommt eben das Unkonventionelle des zuletzt in Sachen Akustik ein wenig umstrittenen Großen Saals zum Tragen.

Karten gibt’s keine mehr, zumindest nicht regulär. Aber die dritte und letzte Aufführung am Montagabend kann im Internet miterleben, wer das kann: ab 20 Uhr wird auf www.ndr.de/eo, auf www.elbphilharmonie.de sowie in der NDR-eigenen App EO gestreamt; hier ist sie danach auch weiter abrufbar.

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