Abgetauchter Präsident

Für Provokationen ist Mohammed Nasheed immer gut. Für das vergangene Wochenende dachte sich der Präsident der Malediven eine medienwirksame Aktion aus, um die Welt darauf aufmerksam zu machen, dass den rund 1.190 Inseln des kleinen Staates am Äquator das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht. Er berief sein Kabinett zu einer Sitzung unter Wasser ein – ein Symbol dafür, das die Inseln aufgrund des Klimawandels bis zum Jahr 2100 im Meer versinken könnten.

Der 42-Jährige eckte unter dem autoritären Regime seines Amtsvorgängers Maumoon Abdul Gayoom schon früh an. Nach einem Studium der Meereswissenschaften in Liverpool wurde er 1990 wegen eines regierungskritischen Artikels verhaftet. Zwei Jahre später erhielt er eine dreijährige Gefängsnisstrafe. In den folgenden 15 Jahren wurde der sunnitische Muslim, der verheiratet und Vater zweier Töchter ist, noch ein Dutzend Mal aus politischen Gründen zu Haftstrafen und Hausarrest verurteilt. Zur letzten Anklage kam es im August 2005 wegen Terrorismus. Damals saß Nasheed als Abgeordneter für die Hauptstadt Malé im Parlament. 2004 hatte er im Exil auf Sri Lanka die oppositionelle Demokratische Partei der Malediven (MDP) gegründet. Im April 2008 wurde der MDP-Chef im zweiten Wahlgang mit 54,25 Prozent der Stimmen zum neuen Staatschef gewählt.

Mohammed Nasheed hat angekündigt, die Malediven innerhalb der nächsten zehn Jahre zum weltweit ersten CO2-neutralen Land zu machen und auf erneuerbare Energien zu setzen. Zudem will er einen Fonds einrichten. Mit den Geldern soll woanders Land für die Bewohner der Malediwen gekauft werden, sollten diese flüchten müssen. „Wir wollen nicht weggehen“, sagte er unlängst. „Aber wir wollen unsere Kinder und Enkelkinder auch nicht als Flüchtlinge in Zelten sehen.“ BARBARA OERTEL