: Förstern droht der Kahlschlag
Die Landesregierung will laut Umweltschutzverbänden mindestens 25 Forstämter schließen. Der Bund Deutscher Forstleute in NRW gibt dem zuständigen Landesbetrieb die Schuld an den Kürzungen
VON GESA SCHÖLGENS
Der Landesforstverwaltung in Nordrhein-Westfalen stehen drastische Einschnitte bevor. Die schwarz-gelbe Landesregierung plant nach Angaben des Bundes für Umwelt- und Naturschutz die Auflösung von mindestens 25 Forstämtern. Das Umweltministerium wies die Zahlen indes zurück: „Die Vorschläge hat der Landesbetrieb Wald und Holz selbst in die Welt gesetzt“, sagt Sprecher Markus Fliege, „das Ministerium plant keinen solchen Kahlschlag.“ Sicher seien Reformen nötig, die aber im Dialog mit den Betroffenen beschlossen werden sollten. Ob es Einschnitte personeller Art geben werde, stehe noch gar nicht fest. Angesichts eines Schuldenberges von 110 Millionen Euro sehe sich das Landesumweltministerium gezwungen, Personal in der Landesforstverwaltung einzusparen. Dazu zählt auch der Landesbetrieb Wald und Holz (siehe Kasten). Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gab dem Landesbetrieb eine wackelige Bestandsgarantie: „Dies allerdings nur dann, wenn der Betrieb auch wirtschaftlich erfolgreich ist.“ Der Landesbetrieb müsse umgehend ein Konzept zur Herstellung der Wirtschaftlichkeit vorlegen. Wo genau gespart werden kann, darüber solle sich der Landesbetrieb selbst Gedanken machen. Pläne zum Einsatz entlassener Forstverwaltungskräfte an Schulen oder Polizeistationen gäbe es laut Umweltministerium nicht.
Bernhard Dierdorf vom Bund Deutscher Forstleute in NRW gibt der Leitung des Landesbetriebes die Schuld an den Kürzungen. „Das ist nicht auf Uhlenbergs Mist gewachsen.“ Aufgrund einer groben Fehlkalkulation habe der Landesbetrieb seine Arbeit bereits mit einem Defizit von sieben Millionen Euro aufgenommen. Das Missmanagement solle nun durch Stellenabbau wieder ausgeglichen werden, eine „Milchmädchenrechnung, die in der Privatwirtschaft dafür gesorgt hätte, dass die Manager gegangen wären“, sagt Dierdorf. So habe der Landesbetrieb dem Umweltminister selbst vorgeschlagen, 250 Arbeitsplätze zu streichen und sämtliche Forstämter bis auf fünf zu schließen. „Bei einer so drastischen Reduzierung von Stellen und Forstämtern können wir den Laden gleich dicht machen“, sagt Dierdorf. Die Gewerkschaft habe kein Vertrauen mehr in den Landesbetrieb. „Man sollte die Zentrale auflösen und die Leute auf die Forstämter verteilen. Dort findet nämlich richtige Arbeit statt“, so der Gewerkschafter. Die Geschäftsführung des Landesbetriebs wollte gestern zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. Eine dringende Sitzung sei dazwischen gekommen.
Massive Kritik an der Reduzierung der Forstämter kommt auch von den Umweltverbänden. „Schon ein halbes Jahr nach der Gründung wird der Landesbetrieb wieder in Frage gestellt“, sagt Bernd Meier-Lammering vom Bund für Umwelt- und Naturschutz in NRW (BUND). „In der Privatwirtschaft wäre so etwas undenkbar“.
Umweltschützer befürchten neben dem Verlust von Arbeitsplätzenauch ökologische und soziale Einschnitte. „Geradezu abstrus“ sei das Vorhaben, zur Deckung des finanziellen Defizits einen verstärkten Holzeinschlag im Nationalpark Eifel vorzusehen, so Meier-Lammering. Der „Kahlschlag“ in der Forstverwaltung bedeute auch weniger öffentliche Sicherheit und Ordnung im Wald. Es gebe zudem weniger Termine für Kindergärten, Schulklassen und Wandergruppen. Am kommenden Mittwoch tagt der Umweltausschuss im Düsseldorfer Landtag. Dann soll laut BUND-NRW und dem Bund Deutscher Forstleute über das Schicksal der Forstämter entschieden werden.
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