Asklepios-Beschäftigte warnen vor Pflegenotstand

PERSONALMANGEL Betriebsrat der Harburger Klinik schreibt Brandbrief, Konzernleitung wiegelt ab

In einem internen Brandbrief warnt der Betriebsrat der Asklepios-Klinik Harburg vor einem Pflegenotstand. Das Haus sei voll, Betten würden im Flur aufgestellt und es fehle Personal. Eine Pflegekraft müsse bis zu 24 Patienten betreuen. „Beim Betriebsrat gehen so viele Gefährdungsanzeigen ein, dass man schon von gefährlicher Pflege sprechen kann“, heißt es im Brief.

Die Pflegeleitung habe die Mängel auf einer Mitarbeiterversammlung bestätigt. Wegen Krankheit und Mutterschutz fehlten 38 Kräfte, Stationen wurden zusammengelegt und es müssten auch Verwaltungskräfte mit pflegerischem Hintergrund einspringen.

Der Brief wurde in Auszügen im Abendblatt veröffentlicht und liegt auch der taz vor. Der Harburger Betriebsrat will sich zur Sache nicht äußern und verweist an die Geschäftsführung. Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz räumt ein, dass die Belegschaft in Harburg „mit vielem unzufrieden ist“. Dies sei auch Folge der engen räumlichen Verhältnisse, die man mit einem 50-Millionen-Euro-Neubau beheben wolle. Der Personalschlüssel habe sich aber im Vergleich zum Vorjahr „de facto nicht geändert“. Dass eine Kraft mit 24 Patienten allein sei, komme „in der Regel nicht vor“. Die Betreuung der Patienten sei nicht gefährdet.

Eberenz bestätigt, dass es mehr „Gefährdungsanzeigen“ gibt, mit denen Mitarbeiter ihre Überlastung anzeigen. Der Anstieg liege auch an einer neuen Art der Erfassung. Und er vermutet, der Betriebsrat motiviere dazu, solche Anzeigen zu schreiben.

Ver.di-Sekretär Michael Stock ärgert dieser Vorwurf. „Die Beschäftigten sind per Gesetz verpflichtet, Anzeigen zu schreiben, wenn sie ihre Arbeit nicht schaffen“, sagt er. Der Arbeitsdruck sei über die Jahre gestiegen. „Teilweise können die Mitarbeiter nicht mal auf Toilette gehen.“ Das betreffe nicht nur Harburg, auch in anderen Kliniken gebe es „bis zu 60 Anzeigen in Monat“.

Die Links-Fraktion warf Asklepios vor, die Zustände zu verharmlosen. Der Senat, der noch ein Viertel der Anteile hält, müsse umgehend „einschreiten“. KAJ