Neuer Zyklon fegt über Mosambik: „Wie ein Bulldozer über die Dörfer“

Die Schäden von Zyklon Idai sind noch nicht beseitigt, da tobt Wirbelsturm Kenneth in Mosambik. Die Zahl der Opfer dürfte noch stark steigen.

Ein Mann mit einer Schaufel steht im strömenden Regen im Matsch

Regen, noch mehr Regen: Ein Mann im Pemba räumt die Trümmer von der überschwemmten Straße Foto: dpa

BERLIN/MAPUTO taz | Schon wieder hat ein tropischer Wirbelsturm in Mosambik schwere Verwüstungen angerichtet. Wirbelsturm „Kenneth“ traf am Donnerstagabend vom Indischen Ozean her auf den Norden des Landes. In der Provinz Cabo Delgado zerstörte der Sturm nach einer ersten amtlichen Bilanz der Behörden vom Samstag 3.000 Häuser und tötete fünf Menschen. Mit am schwersten getroffen war das Gebiet um die Kleinstadt Macomia.

Im März hatte Wirbelsturm „Idai“ im Zentrum Mosambiks 3.000 Quadratkilometer unter Wasser gesetzt, 715.000 Hektar Ackerland überflutet und die Hafenstadt Beira mit 500.000 Einwohnern sowie die umliegende Infrastruktur fast komplett zerstört. Mindestens 1.000 Tote wurden offiziell bestätigt, inoffiziell wird ein Vielfaches dieser Zahl geschätzt. 1,85 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen.

Der Norden Mosambiks ist zwar dünner besiedelt, aber er ist einer der am wenigsten entwickelten Teile des Landes, schwer zu erreichen und vor allem politisch instabil. Sturm „Kenneth“ traf frontal auf das Kerngebiet einer islamistischen Aufstandsbewegung, die seit rund zwei Jahren Teile der Provinz Cabo Delgado mit bewaffneten Überfällen unsicher macht und harte Repression durch die Staatsmacht provoziert hat.

„Es sieht aus, als sei ein Bulldozer über die Dörfer gefahren“, schrieb Gemma Connell, Sprecherin der humanitären UN-Koordinierungsstelle Ocha. Selbst Katastrophenhelfer mit langjähriger Erfahrung sind vom Ausmaß der Zerstörung im Norden Mosambiks erschüttert.

„Ich habe seit drei Jahrzehnten mit verschiedenen Desastern zu tun gehabt, aber dies ist eines der wenigen, zu dem mir fast die Worte fehlen“, sagte Daw Mohamed, lokaler Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation Care, nach einer Erkundungsreise um Macomia am Samstag. „Alles ist kaputt, wohin man blickt. Die Leute sind obdachlos ohne Nahrung und Wasser. Das gesamte Gebiet ist eine riesige Szene der Zerstörung.“ Nach Angaben von Unicef sind in mehreren Dörfern 90 Prozent aller Häuser zerstört.

Zerstörte Hütten am Meer, aufgenommen aus der Luft

Viel steht steht nicht mehr, nachdem Zyklon „Kenneth“ durchgezogen ist Foto: dpa

Die Zahl der Hilfsbedürftigen in Mosambik ist mit dem neuen Wirbelsturm weiter gestiegen. 1,4 Millionen Kinder brauchen Soforthilfe. Nötig ist auch langfristig Unterstützung zum Neuaufbau – fast alle Betroffenen leben von der Landwirtschaft und verlieren mit den Fluten alles.

Auf Sturm „Kenneth“ folgen jetzt schwere Regenfälle. Teile der Provinzhauptstadt Pemba wurden im Laufe des Sonntags unter Wasser gesetzt. Es wird damit gerechnet, dass „Kenneth“ genauso viel Regen bringt wie „Idai“: laut Unicef zwischen 500 und 750 Millimeter bis Dienstag – und das zum Ende der Regenzeit, wo die Böden bereits besonders feucht und die Flüsse besonders hoch sind. „Der Höhepunkt wird am 29. April in der Region um Pemba erwartet, mit einem hohen Risiko von Sturzfluten und Erdrutschen“, so Unicef.

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