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Rheinhessische Frische

Holker Pfannebecker erzählt über Wein und Savoir-vivre in Pfeddersheim

privat

Holker Pfannebecker

Jahrgang 1957, hat 1980 nach seinem Weinbaustudium den elterlichen Betrieb übernommen. Seine Leidenschaft ist die Biolandwirtschaft.

taz am Wochenende: Herr Pfannebecker, was bedeutet Europa für Sie?

Holker Pfannebecker: Vor allem die besondere Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland, trotz ihrer vorbelasteten Geschichte. Mein Urgroßvater war in Verdun, mein Großvater in französischer Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg. Beide kamen zurück. Meine Großmutter hatte eine landwirtschaftliche Spedition mit französischen Mitarbeitern, die nach dem Krieg beim Strohfahren und Traubenlesen mitgeholfen haben.

Aufeinander zugehen statt aufeinander losgehen?

Ich weiß nicht, ob es solche Kontakte wie zwischen Deutschland und Frankreich – besonders Rheinland-Pfalz und Burgund – auch mit anderen Ländern gibt. Wenn man sich so nah ist und ab und zu besucht, ist es ausgeschlossen, dass man mit Gewehren aufeinander losgeht. Dieses Savoir-vivre gibt es auch bei uns in Pfeddersheim. Berlin ist für uns weiter weg als Paris.

Was machen sie genau auf einer Weinverkostung?

Ich reiche verschiedene Weine zum Probieren und erzähle die jeweilige Geschichte dazu.

Und auf dem taz lab?

Da werden wir unseren neuen Jahrgang probieren. Wir leben in Rheinland-Pfalz eher vom jungen, frischen Wein. In Frankreich würde man den gar nicht trinken, sondern ein, zwei Jahre warten, bis der Wein so weit ist. Das ist dann auch ein Preisunterschied. Der französische Wein ist oft teurer als der deutsche.

Erzählen Sie uns auch, wonach der Wein schmecken soll?

Es gibt Weine, die erschmeckt jeder: Der Sauvignon Blanc hat diese Kiwi-Note, den Geschmack einer intensiven Frucht. Die müsste man klar auf der Zunge spüren. Das ist das eigentliche Erlebnis der Verkostung: das Aroma zu erschmecken, über das ich erzähle. Der Geschmackssinn ist ja eher ein Geruchssinn. Dem Wein ein Fruchtaroma zuordnen? Da sind die Riechnerven gefragt. Mareike Barmeyer

taz lab, 15 und 18 Uhr, taz-Dachterrasse

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