meinungsstark:
Vierrädrige Wolfsburger
„Die Neuen im Wald“, taz vom 30./31. 3. 19
Den vierrädrigen Wolfsburgern und ihren Artgenossen fallen in Deutschland jährlich 3.000 Menschen zum Opfer, dazu noch sehr viele andere Wildtiere. Bisher hat man noch nicht gehört, dass etwas gegen die Ausbreitung dieser gefährlichen Spezies unternommen wurde. Auch ein Abschuss ist bisher nicht in Erwägung gezogen worden. Das mag daran liegen, dass es so viele geworden sind und man ihrer nicht mehr Herr wird.
In jeder Straße auf jedem Grundstück haben sie sich ausgebreitet. Ulrich von Weizäcker stellte kürzlich in einem Vortrag gegenüber: Wildtiere, Menschen, Schlachtvieh. Wildtiere hatten einen Anteil von 1,5 Prozent, Schlachttiere über 60 Prozent. Welchen Anteil haben Wölfe an den 1,5 Prozent der Wildtiere? Delf Schnappauf, Homberg
Im biotopischen Wohnzimmer
„Die Neuen im Wald“, taz vom 30./31. 3. 19
Dass der Gesamtzusammenhang von Gesellschaft und Biosphäre interessegeleitet ignoriert werden kann, sind wir von Wolfsbefürwortern wie Wolfsgegnern gewohnt. Dass aber jemand die Zusammenhänge klar benennt und dann ihnen diametral entgegenstehende Folgerungen ziehen will, ist neu.
1. Ungesteuerte „wiederherzustellende“ Natur gibt es schon lange nicht mehr. 2. In der von Menschen/Staaten/Konzernen verwalteten Natur sollten fundamentale Selbstregulierungsmechanismen nach Möglichkeit geschont werden. Dazu gehören aber am wenigsten der Wolf oder andere weitgehend verschwundene Säugetiere. Für die Stabilität von Ökosystemen sind fast ausschließlich Pflanzen, Mikroorganismen und Insekten maßgeblich – ein ökosystemisches Argument für die Wolfsschonung existiert nicht. 3. Was wir in unseren zersiedelten Landschaften an Säugetierarten wieder zum Leben erwecken, hat also den Charakter von Luxusbildung nach dem Motto: „Mit etwas technischem und gesellschaftlichem Aufwand könnten wir uns doch auch noch den Wolf ins biotopische Wohnzimmer stellen.“ 4. Und das um den Preis einer von Elektrozäunen total zerteilten, mit Überwachungskameras und Wanderverbotszonen gespickten „Landschaft“, in der die zarten Ansätze artgerechter Tierhaltung leider verschwinden müssen.
In dem Artikel von Ulrike Fokken wird nun zunächst der erste Teil der obigen Argumentation mit Verve vertreten, auch werden diverse Partialinteressen überzeugend karikiert – um dann das Partialinteresse einer winzigen Minderheit von beruflichen Naturschützern oder WildtierjournalistInnen als alternativlos zu propagieren. Wie viel Widersinn darf eigentlich in der taz stehen? Jörg Schmidt, Ottersberg
Der Profilierungs-Spahnsinn
„Spahn geht an die Nieren“, taz vom 2. 4. 19
Man möchte dem Jens übers Haupt streichen und ihm sagen: „Ach Jens, was haste denn nun schon wieder angestellt?“ Wenn der „Profilierungs-Spahnsinn“ erst einmal angefangen hat, findet er kein Ende mehr. Ja,es fehlen Organspenden in Deutschland, aber jeden Bürger zum potenziellen Spender zu machen, das Widerspruchsrecht von Angehörigen zu beschneiden, ist der falsche Weg. Dass die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland gering ist, hängt nicht zuletzt mit den Skandalen zusammen. Kliniken, die besonders honoriert werden, wenn sie viele Transplantationen durchführen würde ich meiden. Erhalte ich dort tatsächlich die Therapie, die mir hilft zu gesunden oder werde ich dort als „Ersatzteillager“ angesehen, das noch ein wenig renditesteigernd wirkt? Tanja Hiort, Seevetal
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