Londoner Polizeichef bleibt im Amt

Blair verteidigt Aussagen zu getötetem Brasilianer. Polizei prüft „Todesschusspraxis“

LONDON dpa ■ Trotz der Erschießung eines unschuldigen Brasilianers bei der Terrorfahndung bleibt der Londoner Polizeichef Sir Ian Blair im Amt. Der britische Innenminister Charles Clarke sprach ihm am Wochenende öffentlich sein Vertrauen aus und versicherte, er sei „sehr zufrieden“ mit ihm. Ian Blair sagte der Sonntagszeitung News of the World, er habe erst 24 Stunden nach dem Tod von Jean Charles de Menezes von dessen Unschuld erfahren. Seine ersten Äußerungen zu dem Fall hätten also auf Unwissen beruht und nichts mit Vertuschung zu tun gehabt.

Als falsch erwies sich unterdessen der Vorwurf, die Polizei habe den Eltern von De Menezes eine Million Dollar Schweigegeld geboten. Die Daily Mail, die am Samstag einen entsprechenden Bericht gebracht hatte, meldete in ihrer Sonntagsausgabe, es seien nur 15.000 Pfund (22.000 Euro) Unkostenvergütung gewesen. Während die Zeitung tags zuvor noch die Höhe der Summe kritisiert hatte, bemängelte sie nun, 15.000 Pfund seien zu wenig. Nach Informationen des Guardian überprüft die Scotland-Yard-Spitze, ob die Anweisung, mögliche Selbstmordattentäter sofort zu erschießen, rückgängig gemacht werden sollte. Untersucht werde auch, wie viele gesicherte Informationen vorliegen müssen, ehe ein Schießbefehl erteilt werden kann. Auch der Kommunikationsweg zwischen Einsatzleiter und bewaffneten Polizisten solle verbessert werden.