… DIE BAHN?
: Geschichte entsorgen, irgendwann

Einsilbig ist man bei der Bahn ja nicht. Reisende zählen die Sekunden zwischen den Brezelverkäufer-Ansagen, und die Bonuspunktewerbung besteht aus lauter überflüssigen Buchstaben. Nur wenn es um die eigene Geschichte geht, fehlen im Hause Grube die Worte: Am Wochenende wurde am Hauptbahnhof der Zusatz „Lehrter Bahnhof“ von den Schildern getilgt – laut Fahrgastverband IGEB „klammheimlich“.

Für die Jüngeren: Der „Lehrter“ war ein Kopfbahnhof, von dem Züge gen Hamburg fuhren. Nach dem Krieg abgerissen, trug der „Lehrter Stadtbahnhof“ der S-Bahn den Namen weiter. Bis der Hauptbahnhof kam. Zwar wünschten die Berliner bei einer Befragung, den „Lehrter Bahnhof“ wiedererstehen zu lassen, aber Grubes Vorgänger Hartmut Mehdorn war das zu popelig. Es blieb beim verschämten Zusatz auf einigen Stationsschildern. Dass der nun auch verschwand, geißelte der IGEB als fragwürdigen Umgang mit der Eisenbahngeschichte. Als ob die der DB nicht voll am hinteren Triebwagen vorbeiginge: Bei der Bahn schämt man sich im Grunde, nicht fliegen zu können.

Aber die Manager sind in Image-Dingen sensibel. Und so brachte man die Schilder nach der Verbandskritik flugs wieder an. Der IGEB frohlockt. Dabei gilt in diesem Fall: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. CLP Foto: IGEB