Der tief Gründelnde

Wenn man diese skurrilen Lebewesen am Meeresgrund sieht, ist man erstmal eine Viertelstunde sprachlos.“ Das gibt sich aber, und dann ist er nur noch begeistert, der Bremer Professor und Tiefseeforscher Wolfgang Bach, der jetzt Fördergelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro bekommen hat.

Wofür er die braucht? Um die „Schwarzen Raucher“ zu erforschen. Das sind Steinschlote am Meeresgrund, aus denen etwas aufsteigt, das wie Rauch aussieht. In Wirklichkeit sind es Metall-Sulfid-Partikel. Und die entstehen, weil vorher Meereswasser durch die poröse Ozeankruste floss, 400 Grad heiß wurde und wieder raus will. Aber wo genau: Das will Bach im Modell erforschen. Er will wissen, welchen Weg das Wasser unter dem Meeresgrund nimmt. Und dann? „Können wir versuchen, Voraussagen zu treffen, die auch für den oberirdischen Alltag wichtig sind“, sagt der Forscher, der bedächtig und exakt formuliert.

„Mich interessiert, wie geothermische Systeme funktionieren“, sagt er. „Was passiert zum Beispiel, wenn wir CO2 verpressen und es 50 Jahre da drin lassen? Zurzeit hoffen wir einfach, dass es gut geht, aber besser wäre es, wir könnten Vorhersagen treffen.“ Mehr Sicherheit haben. Besser mit der Lagerstätte Erde umgehen.

Dabei wollte er natürlich nicht schon als Kind Petrologe der Ozeankruste werden, er wusste gar nicht, dass es das gab. Aber Steine, sagt er, hätten ihn schon immer interessiert, und eigentlich wollte er Paläontologe werden. Aber dann fand er es zu statisch. „Ich wollte nicht nur Steine beschreiben, sondern in größeren Dimensionen arbeiten.“

Und da boten sich die Ozeane und ihr Wechselspiel mit der Atmosphäre gut an. Der große Zusammenhang des Systems Erde. Den verstehe er zwar immer noch kaum, „und etwas traurig bin ich schon, weil ich die erdgeschichtliche Entwicklung nur 70, 80 Jahre lang erleben kann“. Andererseits habe es ihn auch demütig gemacht: zu begreifen, welch winzige Episode der Erdentwicklung der Mensch ist. PS