piwik no script img

meinungsstark

Wie bitte definiert ihr denn Erfolg?

„Menschen sind keine faulen Säcke“, taz vom 9. 2. 19

Liebe tazzen, ich habe mich sehr gefreut, dass Gesine Schwan mal wieder bei euch zu Wort gekommen ist. Obwohl ich ihre Ansichten über die SPD und Andrea Nahles nur sehr bedingt – um nicht zu sagen: gar nicht teile. Aber: Ich habe mich richtig „vergrätzt“ an dem kleinen Abschnitt zur Person Gesine Schwan! Da steht, zwei mal kandidierte sie erfolglos für das Amt der Bundespräsidentin … Oh bitte, wie definiert ihr denn Erfolg? Ich wäre sehr glücklich, würde Frau Schwan ein drittes Mal antreten! Und erfolglos war sie meines Erachtens ganz gewiss nicht! Sie hat die Debatten und Kandidatenliste sehr erfolgreich „aufgemischt“.

Franziska Kohlmeyer-Lemke, Oranienburg

„Die neue alte Gefahr“

„Alle Eltern machen verheerende Fehler“, taz vom 2. / 3. 2. 19

Zu viel der einfachen Erklärungen von einem führenden Soziologen der früheren DDR: Neoliberalismus. Globalisierung. Jobverlust. Identitätsverlust. Angst. Hass. Zutreffend, aber unvollständig und in der Auslassung eine gefährliche Vereinfachung. Insbesondere auf die Fragen der sehr geschätzten Interviewerin, warum der aggressive, abgrenzende, rechtsnationale Protest „Merkel muss weg“ vor allem männlich (und grauhaarig) in Städten der früheren DDR auftritt, fehlte ein Hinweis auf soziologische Beobachtungen in der DDR der 80er Jahre. Zwischen Ende der 50er und Anfang der 70er geborene Männer fielen bereits ab cirka 1983 auch in der DDR auf, in solchem Maße, dass sich „zwei Soziologenteams mit Skinheads und anderen faschistischen Gruppen befass(t)en“, wie Konrad Weiss in seinem Aufsatz 1989 über die „neue alte Gefahr“ schrieb. Trotz dieses Hintergrunds, findet sich in den Antworten des Soziologen kein Hinweis auf die Erziehung zur Angst, die institutionalisierte massive Unterdrückung als eine der wichtigen Ursachen für die persönliche Prägung vieler (Männer). Stattdessen ein idealisiertes, unkritisches Bild der alten Zeiten, wo die Frauen so selbstverständlich gleichgestellt gewesen sein soll(t)en. Nur: Wo waren die Frauen in Machtpositionen? Entgegen der offiziellen Darstellung des „aus dem Westen importierten Faschismus“ war die Hypothese von Konrad Weiss, in der DDR bereits in den 1980ern organisierten faschistischen Gruppen gegenüberzustehen, fundiert. Also liebe taz, bleibt kritisch, die neue alte Gefahr von Konrad Weiss ist sehr real und erreicht im Osten schon enorme Zustimmung. Haytham Bustani, Schwaigern

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen