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Klimawandel und globale ErwärmungWetterextreme werden extremer

Seit Jahren wird es immer heißer auf der Erde. Das bestätigen Messungen zur globalen Temperatur. Sie zeigen: Der Klimawandel macht keine Pause.

Eine der schlimmsten Dürren plagt derzeit New South Wales in Australien Foto: reuters

Am Mittwochvormittag stellte Bundesumweltministerin Sven­ja Schulze (SPD) dem Bundeskabinett den Klimaschutzbericht vor. Neues stand nicht drin: Deutschland verfehlt seine Klimaschutzziele bis 2020. Ganz wie erwartet. Die europäische und internationale Verpflichtung, die Treibhausgase bis dahin um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 senken, wird nicht eingehalten. Es werden nur 32 Prozent.

Dass am gleichen Tag die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA und die Weltorganisation für Meteorologie ihren aktuellen Stand zur Erwärmung des Planeten veröffentlichen, ist so zufällig wie symptomatisch. 2018 ist das Jahr der Wetterextreme, das Jahr, in dem sich Hoffnungen auf eine globale Trendwende bei den CO2-Emissionen zerschlugen. Und das Jahr, das zeigt, dass der Klimawandel erbarmungslos fortschreitet.

Die finale Auswertung der globalen Durchschnittstemperaturen der Luft zeigen, dass die vergangenen vier Jahre die vier wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen waren. Die mittlere Temperatur 2018 lag um 1 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850–1900, als es noch keine nennenswerten CO2-Emissionen durch den Menschen gab.

Die 20 wärmsten Jahre seitdem entfallen auf die letzten 22 Jahre. „Die Erwärmung der vergangenen vier Jahre war außergewöhnlich, sowohl an Land als auch in den Ozeanen“, teilte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas mit. Wichtig bei der Einordnung der Zahlen: Die letzten beiden Jahre waren nicht mehr durch El Niño geprägt – und hätten deshalb kälter sein müssen. El Niño bezeichnet ein Phänomen, bei dem im Pazifik vor Südamerika warme Meeresströmungen auftreten, was zu einer höheren globalen Durchschnittstemperatur führt.

Heftige Temperaturen werden heftiger

In den vergangenen Jahren kursierten immer wieder Meldungen, die globale Temperaturerhöhung habe eine Pause gemacht oder sei gar gestoppt. Dabei ging es um die Zeit zwischen 1998 und 2013. Klimawissenschaftler stemmten sich oft vergeblich gegen diese Darstellungen und machten darauf aufmerksam, dass der betrachtete Zeitraum zu kurz sei und gleichzeitig die Ozeane offenbar mehr Wärme gepuffert hatten als ursprünglich angenommen.

Die vergangenen vier Jahre zeigen, dass sie damit recht hatten. In denen ist nicht nur die Temperatur der Luft gestiegen, auch die Ozeane erwärmen sich immer schneller: Bis 2.000 Meter Tiefe zeigten Messungen in den letzten beiden Jahren die höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen an. Mittlerweile hat die Realität die Pausen-Debatte beendet: Eine in den Environmental Research Letters veröffentlichte Auswertung hat ermittelt, dass seit Anfang 2016 keine wissenschaftliche Arbeit mehr veröffentlicht wurde, die annimmt, der Klimawandel habe eine „Pause“ gemacht. Auch aus der öffentlichen Debatte ist das Thema stillschweigend verschwunden.

Zu Eis erstarrt im Januar: Die Niagara-Fälle Foto: reuters

Mit dem Jahr 2019 setzt sich fort, was schon 2018 zu beobachten war: Wetterextreme werden extremer. Während Australien den heißesten Januar vermeldet, seit dort Temperaturen aufgezeichnet werden, herrschen in Teilen der USA arktische Temperaturen. Beides sind Phänomene, die es auch in der Vergangenheit gab, die aber durch den Klimawandel wahrscheinlicher und heftiger werden.

Die Kälte in den USA etwa hat damit zu tun, dass sich die Arktis schneller erwärmt als der Rest des Planeten. Dadurch schwächen sich die Jetstreams ab, Starkwindbänder in der oberen Atmosphäre, die von den Temperaturunterschieden zwischen den Polen und dem Äquator erzeugt werden. Sie verhindern normalerweise, dass extrem kalte Luft aus der Arktis Richtung Süden über die USA oder Kanada strömen kann. Nun, da die Jetstreams an Kraft verlieren, werden Extremwinter wie jetzt in den USA wahrscheinlicher. US-Präsident Donald Trump interessieren diese Erklärungen nicht. Er twitterte vor ein paar Tagen: „Was zur Hölle ist nur mit der Erderwärmung los? Bitte komm schnell zurück, wir brauchen dich!“

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10 Kommentare

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  • "2018 ist das Jahr der Wetterextreme, das Jahr, in dem sich Hoffnungen auf eine globale Trendwende bei den CO2-Emissionen zerschlugen. Und das Jahr, das zeigt, dass der Klimawandel erbarmungslos fortschreitet."

    Ich habe vorgeschlagen ein globales referendum über einen sozial gerecht finanzierten schnellen ausstieg aus dem fossilismus durchzuführen-damit die menschheit die chance hat ihre zukunft zu sichern.



    ein solches referendum umgeht die unüberwindlichen hindernisse die sich aus der konkurrenz der nationalstaaten und der korruption ihrer parlamentarismen durch diese ergeben.



    es eröffnet die chance der zwei drittel mehrheit der menschheit,die vergleichsweise wenig treibhausgase verursacht zu erlauben die reichen länder die für den grössten teil der treibhausgasemmissionen verantwortich sind,und viel kapital in nicht nachhaltige industrielle strukturen investiert haben zu überstimmen.mit hilfe der armen der welt und im bündnis mit der jugend lassen sich die drohenden katastrophen abwenden.



    Ich schlage eine global einheitliche progressive individuelle besteuerung der treibhausgasemmissionen vor .der ertrag dieser steuer soll in die erneuerbaren energien fliessen.



    staaten die sich nicht am klimaschutz beteiligen sollen vom welthandel ausgeschlossen werden.



    um zubeweisen dass ein globales referendum zu der gewünschten und notwendigen entscheidung führen würde-könnte man die namen aller städte und dörfer des planeten auf loszettel schreiben und durch das los eine für die menschheit insgesamt repräsentative versammlung (aus vielen realen lokalen versammlungen die virtuell miteinander vernetzt werden,) bilden,zu der man beispielweise alle an einem mittwoch geborenen in jeder fünfzigsten stadt und jedem fünfzigsten dorf einläd.



    dies kann auch mit der wahl eines globalen klimaparlamentes verbunden werden.



    p.s:Ich bin grundsätztlich der meinung dass die teilnahme an wahlen und abstimmungen obligatorisch sein sollte.

  • „Was zur Hölle ist nur mit der Erderwärmung los? Bitte komm schnell zurück, wir brauchen dich!“



    Trump spricht frech das aus, was still und heimlich all diejenigen denken, die bequem im Konsumwahn leben mit Billigfliegerei, Fleischeslust, Kaufrausch von Billigklamotten bis Billigessen.



    Wer wie die Made im Speck lebt ist schlicht und einfach beleidigt, wenn aufgrund von wirklichen Problemen wie dem Klimawandel der eigene satte und verschwenderische Lebensstil in Frage gestellt wird.



    Wissenschaft und Forschung hat uns viel Gutes gegeben. Die Aufklärer die Freiheit und Gleichberechtigung, die Mediziner eine lange Lebenserwartung und die Hygiene, die Naturwissenschaftler enorme technische Erungenschaften.



    Wir geniesen dies zu Recht. Und für die Demokratie haben Menschen über Jahrhunderte unter zum Teil Lebensgefahr "gekämpft". Dafür sollten wir dankbar sein.



    Aber wenn es unangenehm wird glauben wir plötzlich nicht mehr den Forschern.



    Ein gefundenes Fressen für die Rechten wie Trump. Er spottet über die Klimawissenschaftler. Klatschende Claquere sind ihm sicher. So wie hier der AfD, die ins gleiche dummdreiste Horn bläst.



    Und der wohlstandsbadene Konsumbürger steht der Versuchung nahe die Wissenschaftsskepsis mitzutragen. AfD- Wahlzuwachs und Rechtsruck der Etablierten läßt grüßen.



    Nein. Nazis und sonstige rechtsgesinnte Ewiggestrige werden die Welt nicht positiver gestalten. Diese sind Menschenhasser und Vernichter ( siehe drittes Reich ).



    Die Welt positiv verändern werden die Klugen und Weltoffenen, die auf Grundlage der Menschenrechte und dem Respekt vor der Natur handeln. Unterstützt von großartigen Forschern und Denkern auf allen Gebieten. Das macht Hoffnung !



    Die Rechten zerstören die Demokratie, das aufgeklärte Wissen. Letzendlich leiden unter diesen die Massen. Unter einem Gefüge aus Lügen, Gewalt und Unterdrückung. Wehret den Anfängen! Es bleibt keine Zeit mehr zu verlieren.

    • @Traverso:

      Sehr guter Kommentar, trifft er den Nagel doch auf den Kopf! Vielen Dank dafür!!!

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Traverso:

      "Die Welt positiv verändern werden die Klugen und Weltoffenen, die auf Grundlage der Menschenrechte und dem Respekt vor der Natur handeln. Unterstützt von großartigen Forschern und Denkern auf allen Gebieten. Das macht Hoffnung !"



      Schreiben Sie Romane und haben Sie Erfolg damit. Vielleicht mögen Sie darin dann ein bisschen Trost finden, dass Ihr Satz auf alle absehbare Zeit keine Entsprechung in der Realität hat

      • @61321 (Profil gelöscht):

        "Die Welt positiv verändern werden die Klugen und Weltoffenen"

        wenn sie mit weltoffenheit freihandel meinen könnte ihr irrtum nicht grösser sein.standortkonkurrenz verhindert klimaschutz.wer das klima nicht schützt spart kosten und wird vom freien weltmarkt belohnt.wenn leugner des menschengemachten klimawandels gewählt werden steigen die aktienkurse.die börsen sind parteisch für politiker wie Trump oder Bolsonaro .



        ausserdem demütigt der freihandel die armen überall in der welt auf dasselbe niveau der rechtlosigkeit herab und bestraft staaten die das einkommen umverteilen.



        wer angst um seine soziale existenz hat-wird zum klimaschutz nicht bereit sein.



        nur hinter einem protektionistischen schutzwall könnte man in europa den ausstieg aus dem fossilismus beschleunigen und gegen den willen der wirtschaft erzwingen

        da europa einen grossen teil der treibhausgasemmisionen verursacht wäre es wichtig die europäische wirtschaft unter die kontrolle eines souveränen europäischen bundesstaates zu bringen.

        wenn man aus der globalen konkurrenz ausssteigt,gewinnt man politische handlungsfreiheit zurück

        ausserdem entfällt dann das interesse daran technologisches wissen nicht zu teilen.



        technologietransfer kann mehr zur wirtschaftlichen entwicklung armer länder beitragen als eine schrankenlose globalisierte konkurrenz

        der europäische bundesstaat kann seine reichen hinter einem protektionistischen schutzwall so hoch besteuern dass auch genug geld für den ausbau des öffentlichen sektors in armen ländern zur verfügung steht.

        der bau von schulen universitäten und krankenhäusern und eisenbahnlinien, trägt viel zur verbesserung der lage der armen der welt bei



        ein souveräner europäischer bundesstaat könnte den armen der welt so mehr helfen als es der freie weltmarkt vermag.

        mit den armen der welt soll man solidarisch sein,aber man soll nicht mit ihnen konkurrieren.

        wichtig wäre es auch immer volle kornspeicher zu haben-damit es keine hungersnöte gibt

        • @satgurupseudologos:

          Das Zitat oben stammt von mir, Traverso.



          Mit Weltoffenheit verbinde ich eine verantwortungsvolle Lebensweise mit Rücksicht auf Menschen und Natur auf der ganzen Welt. Kulturverständnis, Mitmenschlichkeit und Toleranz zu allen Völkern geht nur mit persönlicher Weltoffenheit.

          • @Traverso:

            diese definition von weltoffenheit gefällt mir.sie impliziert auch eine akzeptable universalisierbare definition von freiheit .



            wenn mehr menschen so dächten wie Sie müsste Ich den liberalismus nicht so hart und streng kritisieren.gegen eine richtig verstandene freiheit ist nichts einzuwenden.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Na, Sie sind mir ja ein Frustrierter.



        Nein, auch mit Frust und Gram wird man die Welt nicht besser machen.



        Haben Sie auch Argumente ?

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Traverso:

          Was soll ich sagen? Mit 20, 25 war meine Prognose schlecht, aber ich war erstaunlich zuversichtlich und guter Dinge. Heute ist meine Bestandsaufnahme und meine Prognose katastrophal, aber ich gebe zu, die Art und Weise und der Umfang, wie wir akribisch Daten über unsere Sauereien auf der Erde sammeln, hat sich seither immens verbessert.

  • Siehe auch Fraunhofer ISE:

    www.energy-charts....ource=airTemp_line