Schlechter essen

FRASS Die norddeutsche Ernährungswirtschaft klagt an: Discounter und Politik sind Gift für Lebensmittel

Der Kampf gegen die Discounter sei aussichtslos. Was an der Mentalität der Deutschen liege

In Deutschland, seufzte Wolf Kropp-Büttner, habe sich „die Macht dramatisch zu Gunsten des Handels verschoben“. Der Vorsitzende des Verbandes der Ernährungswirtschaft Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, Mit-Inhaber von Hachez-Chocolade, trat gestern vor die Presse, um über die Lage des Gewerbes zu informieren.

Die Lobby-Vereinigung vertritt rund 250 Betriebe mit 78.000 Angestellten. Bei einem Umsatz von 73,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2009 geht es der Branche trotz Wirtschaftskrise eigentlich nicht schlecht. Wenn da nicht die ewigen Geißeln der Zunft wären: Discounter und Politik. Erstere seien verantwortlich für Preisverfall, zunehmende Insolvenzen und grassierende „Produktverflachung“. Wenn der Preisdruck immer größer wird, erläuterte Kropp-Büttner, kaufen sie keine guten Rohstoffe mehr ein, sondern „optimieren das Rezept“. Konkret komme dann statt Kakao mehr Zucker in die Praline.

Der Kampf gegen die Billigheimer sei aber aussichtslos. Was an der Mentalität der Deutschen liege. „Der Franzose isst einfach anders,“ wortwitzte der Schoko-Mann. Ändern könnten das die Politiker, wenn sie die Schulen anhielten, die „Komplexität“ der modernen Lebensmittelproduktion zu vermitteln. Und wie sicher sie mittlerweile sei.

Stattdessen lädiere die Politik systematisch den Ruf der Branche. Durch Regelwirrwarr auf EU- und Länderebene, durch Maßnahmen, die die „Menschen zu ihrem Glück zwingen wollen“ wie die Werbeeinschränkungen bei Alkoholika und durch „ideologische“ Offensiven wie die Ampelkennung für Lebensmittel. Wo sie verwendet wird, meinte Kropp-Büttner, stigmatisiere man Lebensmitteln wegen ihres Nährstoffgehalts, obwohl sie gesundheitsfördernd sind. Zum Beispiel fetthaltige Olivenöle oder Butter. MQ