heute in hamburg: „Wow, daran forschen auch Leute!“
Julia Offe, 46, ist promovierte Molekularbiologin und seit zehn Jahren Science-Slam-Veranstalterin.
Interview Frieda Ahrens
taz: Was ist ein Science Slam, Frau Offe?
Julia Offe: Ein Slam ist grundsätzlich ein Vortragswettbewerb. Beim Poetry Slam kommen junge Leute auf die Bühne und lesen ihre eigenen Texte. Die Zeit dafür ist begrenzt, meistens auf fünf Minuten, und anschließend werden sie vom Publikum dafür bewertet. Beim Science Slam ist es ähnlich: Nur, dass junge Wissenschaftler*innen auf die Bühne kommen und ihre eigenen Forschungsprojekte vorstellen. Jeder hat dafür zehn Minuten Zeit, und anschließend bildet das Publikum die Jury. Im Gegensatz zum Poetry Slam sind bei uns aber alle Hilfsmittel erlaubt – Power Point, Requisiten oder Experimente.
Gilt das für alle Wissenschaften?
Es dürfen alle mitmachen, die hochschulangebunden forschen. Wir haben Geisteswissenschaftler, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, viele Naturwissenschaftler dabei, und ab und zu auch Exoten wie Diplom-Puppenspieler.
Gibt es eine Wissenschaft, die besonders gut ankommt?
Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass man jedes Thema unterhaltsam und anschaulich aufbereiten kann. Bei unbekannteren Themen hat man sogar den Vorteil, dass es für alle neu ist und das Publikum denkt: „Wow, daran forschen auch Leute.“ Denn gerade, wenn Themen erst mal reißerisch oder sexy klingen, besteht das Risiko, dass man das im Vortrag nicht einlösen kann und das Publikum eher enttäuscht ist.
Welche Mitarbeiter der Uni treten denn auf?
Es richtet sich ausdrücklich an Nachwuchswissenschaftler: Die meisten sind Doktoranden, aber auch Post-Doktoranden und Studierende.
Science Slam: 19.30 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, Eintritt 11 Euro (ermäßigt 9 Euro)
Woher kommt das Format?
Der Science Slam ist eine deutsche Erfindung. Den ersten hat es 2006 in Darmstadt gegeben.
Was für ein Publikum kommt zum Science Slam?
Es ist sehr durchmischt. Etwa ein Drittel sind Schüler und Studierende. Wir haben aber auch älteres Stammpublikum. Dadurch, dass unsere Veranstaltungen außerhalb der Hochschulen stattfinden, erreichen wir ein ganz anderes Publikum, als es an der Uni möglich wäre: Leute, die vielleicht keine Lust hätten, einem anderthalbstündigen Vortrag zu lauschen oder ein Fachbuch zu lesen, aber gerne bei einem Bier etwas über Wissenschaft lernen.
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