Anja Maier Bauernfrühstück: Richtig, richtig gute Verkehrspolitik aus der Provinz
So geht Verkehrspolitik: Abgaswerte sind Fake News, wenn der Bundesverkehrsminister und ein aus irgendeinem Grunde gekränkter Lungenarzt das sagen. Autobahn-Maut ist was für AusländerInnen und Tempolimit was für Luschis, die nicht sterben möchten, weil ihnen ein Porsche das Licht auspustet.
In meiner kleinen Kleinstadt, zu deren Ortsteilen sich mein Vorörtchen zählen darf, machen sie natürlich auch Verkehrspolitik. Gerade hat der Bürgermeister einen gigantischen, innerstädtisch gelegenen Park-&-Ride-Parkplatz in die Botanik geklotzt. Soll mal keiner sagen, wir Provinzler hätten einzig die Möglichkeit, mit unseren unmodernen Dieselautos durch die Gegend zu heizen und zu testen, wie nah wir der vor uns grüßenden Stoßstange zu kommen imstande sind. Nein, wir haben jetzt auch Park & Ride. (Was, nebenbei bemerkt, übersetzt „Park und Reiten“ heißt – „aber anyway“, wie die Großstädter es formulieren.) Und dahin, zum Park & Ride, fahren wir mit unserem Auto hin und stellen es ab.
In der Nähe unseres Regionalbahnhofs wurde also eine riesige Fläche grau gepflastert. Zur besseren Orientierung und zwecks Regulierung des Fahrzeugbegegnungsfalls wurden ein paar Bäumchen platziert und die Parktaschen (Oh du magische deutsche Tiefbauingenieurssprache!) mit dunkelgrauen Steinen markiert. Wer nach Berlin zur Arbeit pendelt oder Tante Inge in Cottbus besucht, steuert nun mit seinem Auto in die Innenstadt und dortselbst den Parkplatz an, um sein motorisiertes Gefährt beim Heimkommen wieder vorzufinden und sich anschließend – wiederum durch die Innenstadt – hinaus zu seinem oder ihrem naturnah gelegenen Häuschen zu begeben.
Kosten tut das nix. Ist ja Park & Ride, ist umsonst. Und Park & Ride zahlen wir nicht nur aus unserer Stadtkasse, sondern pfiffigerweise zu drei Vierteln auch aus einem Fördermitteltopf des Landes. Und jetzt raten Sie mal, was auf diesem Topf steht. Genau: „Öffentlicher Personennahverkehr“ steht da drauf.
Kannste nicht meckern, sagt der Brandenburger im Erfolgsfall. Und ja, hier liegt eindeutig ein solcher vor: Steuermittel für Fußgänger, Radler und Bahnfahrer werden clever in Parkplätze umbetoniert. Und das ganz legal. Schließlich ist das Prinzip des Park-&-Ride-Parkens bei genauerem Hinsehen nicht nur öffentlich zugänglich. Hinzu kommt, dass motorisierte Personen sich dorthin begeben können, um ganz nah am Verkehrsgeschehen dran sein zu können.
Die Fünftage-vorschau
Do., 31. 1.
Hannah
Reuter
Blind mit
Kind
Fr., 1. 2.
Peter
Weissenburger
Eier
Mo., 4. 2.
Mithu Sanyal
Mithulogie
Di., 5. 2.
Doris Akrap
So nicht
Mi., 6.2.
Franziska
Seyboldt
Psycho
kolumne@taz.de
Ist jetzt nicht ganz dasselbe wie emissionsfreies und platzsparendes Radfahren. Und na ja, mehr als fünf Leute passen auch nicht in so ein Privatauto. Aber hey, meine Stadtverwaltung lässt sich was einfallen, wenn es um bequeme Plätzchen für Autos geht. Und davon haben wir hier draußen jetzt ganz, ganz viele. Und so schlau, wie unser Bürgermeister das anstellt, werden es immer mehr. Ich freu mich drauf (nicht).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen