Gegen Hippies im Rock Café

Suzi Quatro stellt ihr neues Album vor

Wer in den 1970er-Jahren Kind war und auf dem Dachboden noch Kisten mit altem Krempel hat, findet darin vielleicht auch ein verstaubtes Bravo-Poster von Suzi Quatro. Der lebensgroße „Starschnitt“ etwa, für den ganze fünf Hefte gekauft werden mussten, und dessen zusammengeklebte Einzelblätter die junge Frau im schwarzen Lederoverall mit tief geöffnetem Reißverschluss zeigten, die Hände in die Seite gestemmt.

Oder das zweite, romantische Plakat, dass die Sängerin in engem, schwarzem Lederoberteil zeigt, wie sie neben einer Rose rehäugig durchs Fenster blickt. Doch so war Suzi Quatro nicht. Sie war unsere Powerfrau, die erste, die in einer Rockband spielte. Sie war cool, spielte Bass und sang mit tiefer, leicht kratziger Stimme ihre Songs wie „Can The Can“ und „48 Crash“. Und die richtig coolen Kids aus der 4. Klasse ahmten sie nach mit Luftbass in der Hand, kreischten „Can The Can“ und wackelten wild mit dem Kopf. Damals war das nicht ADHS-verdächtig.

Suzi Quatro lebt heute noch. Die 68-Jährige wohnt teils im englischen Essex und teils in Hamburg-Niendorf, wie jüngst im Hamburger Abendblatt zu lesen war. Sie joggt durch den Wald, spricht mit Nachbarn, hat sogar zwei Enkel und ist mit einem Konzertveranstalter verheiratet. Und sie blickt inzwischen auf eine 54-jährige Karriere zurück, spielte in Detroit mit Größen wie Iggy Pop und war – laut Wikipedia – sogar mal bei Elvis eingeladen, nahm diese Einladung aber nicht wahr.

Am Dienstag wird sie im Hard Rock Café auf St. Pauli ihr neues Album „No Control“ vorstellen. Mit dem Name will sie ihren künstlerischen Freiheitsdrang unterstreichen, musikalisch bewegt sie sich zwischen Rock, Achtziger-Pop und Blues. Außerdem geht sie dieses Jahr auf Konzerttour, tritt allein 20 Mal in Deutschland auf, so auch am 6. Mai in der Hamburger ­Laeizhalle.

Wenn sie heute auf ihre Anfänge zurückblickt, sagt sie über das Phänomen „Glam Rock“, das Bands wie „The Sweet“ hervor brachte, müsse sie heute lachen. „Ich gehörte eigentlich gar nicht dazu“; vertraute sie dem Hamburger Abendblatt an. „Ich trug damals nie Make-up, die Jungs aber jede Menge. Sie hatten all diese irren Klamotten, ich nur einen einfachen Lederanzug. Doch es war eine lustige Zeit, denn es war ein schönes Gegengift zur Hippie-Ära. Musik war wieder zum Spaßhaben da, nicht nur zum Protestieren“.

Das kann so weitergehen. Denn in Rente gehen will sie erst, „wenn ich mich umdrehe, mit dem Hintern wackele und es herrscht Stille“. Kaija Kutter